Spielmobil macht Rast

Ebba und Jakobus proben mit ihrem schrulligen Duo JaKönigJa den präventiven Befreiungsschlag

Das bisschen Schrulligkeit ist bei diesem speziellen Duo wenigstens keine Strategie, um mangelnde Musikalität zu überkrakeln. Besucher des Hamburger Golden Pudel Club, wo JaKönigJa Anfang der 90er offizielle Hausband waren, schüttelten wohl erst die Köpfe über das ungleiche Paar auf der Bühne. Die beseelten Auftritte mit Cello und Akustikgitarre brachten Ebba Durstewitz und Jakobus Siebels dann aber bis ins Vorprogramm der High Llamas – eine Feier des Volks- und Tanzliedes, des Liebes- und Bänkelgesangs, wie sie vielleicht nur in Hafenstädten möglich ist. Trotzdem: Sechs Jahre Veröffentlichungspause kann auch eine solche Band in komplette Vergessenheit geraten lassen. Wie das halt so ist: „Wir haben ja nie forciert versucht, mit JaKönigJa Karriere zu machen, und machten uns deswegen auch keinen Druck“, sagt Ebba Durstewitz, die sich zwischendurch dem philologischen Portugiesisch-Studium gewidmet hatte, während Siebeis als bildender Künstler seinen Vernissagen und Nebenprojekten den Vorrang gab. Dass das neue, vierte Album „Ebba“ nun den Namen der Sängerin trägt, hat laut Siebels schlicht damit zu tun, dass ihre Produktivität im Lauf der Bandgeschichte extrem gewachsen ist“.

Zusammen mit Detlef Diederichsen, dem Journalisten, Impresario und Produzenten, waren „in den ungeraden Jahren „95, ’97, ’99“ schon drei Folk- und Latin-beeinflusste Akustik-Alben entstanden, wobei sich auf dem dritten Album „Tiefee“ neben einem kompakten Quartett-Sound auch ein inhaltlicher Wechsel abgezeichnet hatte. „Viele fühlten sich von unseren frühen, persönlichen Texten zu sehr unter die Bluse gegriffen. Deshalb bewegten wir uns immer mehr hin zum Gegenständlichen“, sagt Durstewitz. „Wir sahen darin eine Verwandtschaft mit dem Narrativen von Country-Texten, in denen ja auch fast alles zum Songthema gemacht werden kann.“

Auf Deutsch weckten Strophen wie „Holt den Mann aus dem Wasser/ Holt das Wasser aus dem Mann“ aber oft eher Assoziationen an das „Feuerrote Spielmobil“ als an das Genre im Gedanken, und die Band gestand sich irgendwann selbst den Wunsch ein, „dass uns unsere eigene Musik wieder mehr berührt“. Der Unterschied zum Vorgänger ist auf „Ebba“ ein gewaltiger: sowohl im Sound, der mal an Stereolab („Diese Schmerzen musst Du teilen“), The Fifth Dimension (der dramatisch bombastische „Flaschengeist“) oder die versöhnliche Ruhe Robert Wyatts („Sei hochwohlgeboren“) erinnert, als auch in den wieder „Ich“ sagenden, aber mit Authentizitäts-Zuordnungen zugleich spielenden Texten, wirkt das Album wie ein präventiver Befreiungsschlag von allen eingrenzenden Erwartungshaltungen.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates