Spoon – Geprägt von den Vorfahren

Zitatpop der übernächsten Generation: SPOON arbeiten kreativ mit Traditionen

Zitatpop. Eine Spielart, die keine ist und ein Konzept, das simpel erscheint. Trügerisch. Denn in der Umsetzung erfordert der kreative Umgang mit Versatzstücken Talent und Fingerspitzengefühl, wenn das Ergebnis nicht im plagiatorischen Niemandsland enden soll.

Britt Daniel, Sänger, Gitarrist und Songschreiber von Spoon, besitzt dieses Fingerspitzengefühl. Seine Wertschätzung des ewig zentralen Themas des Pop klingt gut: „Wenn ein Liebeslied dich etwas vermissen lässt, was du mal hattest, ist es ein gutes Liebeslied. Wenn es Gefühle auslöst, die deinen Magen durcheinander bringen, dann ist es großartig.“

Wie Semisonic, Fastball oder Ben Folds zitieren auch Spoon aus Traditionen und individuellen Vergangenheiten, die selbst aus Zitaten bestehen. Ganz bewusst, wie Elvis Costello, oder unwillkürlich wie Nirvana oder Crowded House. Wenn Britt Daniel als Vertreter der übernächsten Generation da nicht recht zustimmen mag, kommt auch das wie ein Zitat: „Gott, ich hoffe, wir klingen nicht wie Nirvana oder Crowded House! Ich finde die schon okay, aber so sein wollen wir nicht.“

Eine durchaus überraschende Reaktion, angesichts von „Girls Con Teil“, dem neuen Album des Trios aus Austin/Texas, das Daniel gar nicht in diesem Kontext sehen möchte: „Es stört mich aber nicht, wenn andere das tun. Na gut – bei ,Take The Fifth‘ versuchen wir tatsächlich, wie eine Motown-Band zu klingen. Ansonsten war unsere Vorstellung eher eine generelle, mehr das Album als Ganzes betreffend, nicht auf das einzelne Stück bezogen. Insgesamt stark von den 60ern geprägt.“

Ein hübsches Album. Doch. Auf ansprechende Weise versprüht es den Charme des Vertrauten und genügt somit leicht Britts vorgeblich schlichten Ansprüchen: „Mir gefallt es, wenn eine Platte durchgehend gut ist und einen zum Mitsingen anregt.“ Das allerdings ist vermutlich doch nur die unvollständige Wahrheit.

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