Stolze Prinzessin

Nach langem Nachdenken hat LISA STANSFDSLD sich doch wieder auf das besonnen, was sie kann

Künstler sind manchmal wie Kinder. Die sitzen am Strand vor einem rätselhaft geformten Berg von nassem Sand und sehen eine Burg mit Zinnen, Türmen, Prinz, Prinzessin, Königin. Und dann schaut man in ganz große leuchtende Augen und lässt die Wahrheit Wahrheit sein.

Oh ja, mein Kind, welch herrliches Gestade! „Ich weiß ja, wie billig sich das jetzt anhört“, sagt Lisa Stansfield, „aber ich bin unsagbar stolz auf diese Arbeit. Ich glaube sogar, noch nie ein besseres Album aufgenommen zu haben.“ Wir seufzen im Geiste. Sie meint das ernst. Und die die Britin spricht ja auch von keinem unförmigen Gebilde.

Ihr jüngstes Werk „Face Up“ darf getrost als solider Pop bezeichnet werden. Ebenso wie alle Alben, die sie seit 1989 unter ihrem Namen feilbot Stansfield, die nach ein paar Jahren in Dublin immer noch verdammt nach Manchester klingt, hat inzwischen viel nachgedacht. Alles eine Frage des Alters, sagt sie. „Ich hatte dermaßen viel Angst davor, eine dieser Thirtysomethings zu werden, die heulend im Gym sitzt“ – die nächste Zigarette glüht -, „bis ich selbst da saß und merkte, dass ich mich durch Fitness einfach bloß besser fühlte.“ Wie schön. Und ein bisschen übertrieben hat sie die neue Leidenschaft auch gleich, wie man ihrem mageren Gesichtchen anmerkt. „Aber, Juck thatshit, wenn ich Lust auf ein beschissen ungesundes Leben hätte, Mann, dann würde ich das sofort tun. Glaub mir!“

Das fallt schon schwer. Sie hatte ja auch Lust auf ein ganz anderes Album. „Das ist sehr seltsam“ – die nächste Zigarette -, „aber ich bin jetzt mit 35 viel, viel abenteuerlustiger geworden.“ Wir hören uns das Dutzend neuer Songs später noch mal an und finden es leider immer noch nicht gewagt. Tolle Stimme, keine Frage, sogar ein paar schöne Songs sind dabei. Aber wer springt jubilierend in die Luft, bloß weil da ein Star von früher so klingt, wie dieser Star schon früher klang? Das klappt bestenfalls bei Depeche Mode.

Apropos: Vbm Eighties-Revival hält Lisa Stansfield nichts. „Für all das, was da passiert ist, für den Schund und die paar guten Lieder“, grinst sie, „reicht ein Revival wohl nicht aus. Und in Bezug auf die Mode will ich bitte, bitte, bitte gar keins haben!“

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