Stuckrads Reportagen: „Deutsches Theater“

Längst ist es fade und langweilig geworden, das Gezeter, das passionierte Popliteratur-Verächter anlässlich jeder neuen Veröffentlichung von Benjamin von Stuckrad-Barre herunterleiern und auch diesmal herunterleiern werden: Aha, eine Textsammlung, schon wieder also zusammengekehrter Schamott, den der ewige Gaudigymnasiast sowie selbstverliebte Held der Erstsemestlerinnen längst schon in „“Stern“, „“Woche“, „“FAZ“ veröffentlicht habe, das könne man ja sogar selber besser, mit Literatur habe das ja nichts zu tun. Solches Lamento ist knickerig und, was den Narzissmus angeht, im Falle „Deutsches Theater“ schlicht falsch. Als für Barresche Verhältnisse nahezu selbstvergessener Reporter hat der Autor in sehr kurzen Texten protokolliert, dokumentiert und archiviert, wie es zugeht hier zu Lande: bei der Verleihung des Goldenen Lachses, bei der Drogenfahndung, bei der Redaktionskonferenz einer Abizeitung. Und neben einer sorgfältigen Bestandsaufnahme zur Zeit ist „“Deutsches Theater“, Obacht!, natürlich auch Literatur. Journalistische nämlich, fein beobachtet und hübsch aufgeschrieben. Wenn Stuckrad-Barre sich als Aushilfskraft bei Fisch-Gosch auf Sylt verdingt, ist das nicht nur ein intertextueller Zuproster an seinen Kumpanen Christian Kracht, in dessen Roman „“Faserland“ die nämliche Makrelenbude ein Schauplatz ist, sondern vor allem tatsächlich investigativ. Ein Günter Wallraff ohne Fusselschnäuzer wühlt in eklem Presskrebsfleisch.

Von dokumentarischem Wert sind die Fotos, die der Autor mit Digitalkamera geschossen hat: Peymann, der mit rotem Kopf ein T-Shirt anprobiert!

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