Subtilität statt Provokation – die New Yorker FUN LOVING CRIMINALS lernen aus Fehlern

Gibt’s einen Unterschied zwischen dem New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani und den Fun Loving Criminals? Aber sicher: Rudi „Zero Tolerance“ Giuliani versteht im Gegensatz zu Huey, Fast und Steve überhaupt keinen Spaß. Seit der hatte Metropolen-Mayor mittels Drogen-Razzien und nächtlichen Polizei-Großeinsätzen Tabula rasa gemacht hat, ist’s den drei spaßverliebten Kleinkriminellen in der geliebten Heimatstadt leider etwas zu brav geworden. „Damals“, ereifert sich Chefgangster Huey verächtlich, „konntest du die erregende Wildnis New Yorks an jeder Ecke erleben. Heute laufen überall nur Cops herum und sorgen angeblich für mehr Lebensqualität Die schön scharfen Ecken und Kanten der Stadt sind jetzt rund und glatt, aber dennoch ist tke bigapple immer noch der einzige Ort des Planeten, an dem es sich zu leben lohnt.“

Leben in New York, das ist schon immer mehr „way of life“ gewesen, als einfach nur Ortsbestimmung. Vor zwei Jahren setzten FLC dieser Grundstimmung mit ihrer Debüt-LP „Cotne Find Yowndf ein volltönendes Denkmal, das man mit bewundernswerter Nonchalance irgendwo zwischen Rap und Rock hinpflanzte. Frech vereinnahmte Soundschnipsel und ein Dialog-Zitat aus „Pulp Fiction“ sicherten dem Trio einen Überraschungserfblg auf dem Zenit des grassierenden Tarantino-Booms.

Besagter Erfolg manifestierte sich zunächst nur im experimentierfreudigen Europa. Den Amis waren Smash-Hits wie „Scooby Snacks“ zu zweideutig. „Was nicht in eindeutige Formate gepreßt werden kann“, seufzt Huey, „das wird auch nicht gekauft.“

Das kann und soll nun alles anders werden. „100% Colombian“ ist nicht nur die bevorzugte Marihuana-Qualität der Fun Loving Criminals, sondern auch der Titel ihres zweiten Albums, dessen scharfe Kanten – passend zur Abstammung – ein wenig abgeschmirgelt wurden. Nur ein ganz klein wenig natürlich, das versteht sich von selbst. Wenn sich auch Songs wie die neue Single „Love Unlimited“, eine schrägen Hommage an Barry White, konsensfreundlich ins Gehör schmeicheln mögen, so bedeutet das noch lange keine Zähmung. Huey, dessen richtiger Name ebenso wie seine dubiose Vergangenheit als Mitglied einer Straßengang und Marine-Infantrist im Golfkrieg nach wie vor im dunkeln liegt, hat den Zündstoff mehr in den inhaltlichen Bereich verlagert In HipHop-Nummern wie „Big Night Out“ gibt er an wie Joe Pesci in „Casino“ („Tve got a supermodel on my dick“), versucht sich aber auch als raunender Entrepreneur mit einem ausgeprägten Faible für Lyrisches. Das Ergebnis dieser Bemühungen sind smoothe Schmeichler wie „Back On The Block“.

„Ich hasse das Wort eloquent, aber ich glaube, daß es auf einige meiner neuen Texte absolut zutrifft“, grinst Huey und nennt als Einflüsse nicht nur Literaten wie James Joyce, sondern auch die Old School-Rapper Eric B & Rakim. Die Grundsubstanz seiner geistigen Ergüsse bleibt dabei immer dieselbe: ein ebenso klischeebeladenes wie verführerisches Gebräu aus Schlüpfrigkeit und Machotum, nur echt, wenn es zu hundert Prozent dem Original New Yorker Hexenkessel entstammt – italienisches Mafiablut inklusive.

Huey: „Immer diese Spekulationen über unsere Mob-Kontakte.“ Glaubst Du ernsthaft, wir würden unsere Zeit damit vertun, auf Musiker zu machen, wenn wir tatsächlich Mafiosi wären?“

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