Zum Tod des großen Barry White: Der von dem Sänger und Songschreiber ingeniös erfundene orchestrale Schmuse-Soul inspiriert den HipHop bis heute

Barry White war ein großer, wohlbeleibter Mann, der ebenso üppige Musik machte – eine Breitwand-Version des Soul, die fette Rhythmen, kuschelweiche Orchestrierung und das schweratmige Drama seiner tiefen, etwas rauen Stimme verband. Die erotische Anziehungskraft von Whites besten Alben erhob ihn auch zum ersten Disco-Superstar und Herrscher über alle Schlafzimmer mit Stereo-Sound. Zwischen 1973 und 1975 landete White, der am 4. Juli im Alter von 58 Jahren an Nierenversagen starb, vier Top-Ten-Hits: „Never, Never Gonna Give You Up“, „You’re The First, The Last, My Everything“ und „Can’t Get Enough Of Your Love, Babe“ sowie das Instrumental „Love’s Theme“, das 1973 unter dem Namen seiner Studio-Crew Love Unlimited Orchestra die Hitparaden anführte.

„Barry war ein Symbol der Liebe“, meint Whites Freund und Bariton-Kollege Isaac Hayes. „Er gab dem R&B eine sanftere, sinnlichere Seite – etwas.

mit dem man die Dame seines Herzens herumkriegen konnte.“

Whites Image als unwiderstehlicher Verführer mit glamourösem Flair – einmal trat er in der New Yorker Radio City Music Hall mit einem achtzigköpfigen, ausschließlich weiblich besetzten Orchester auf – stand in krassem Gegensatz zu seiner ärmlichen Jugend. Geboren am 12. September 1944 in Galveston, Texas, wuchs Barry Eugene White in Los Angeles auf, wo er mit elf Jahren sein Debüt gab – er spielte Piano auf Jesse Belvins R&B-Hit „Goodnight My Love“ – und bald in schlechte Gesellschaft geriet. 1960 verbrachte er ein paar Monate wegen Reifendiebstahls im Knast. Anfang der 60er Jahre sang er in einer Reihe Vokal-Gruppen – den Upfronts, den Atlantics und den Majestics – und perfektionierte gleichzeitig bei verschiedenen Gelegenheiten seine Talente als Komponist, Arrangeur und Produzent. Als A&R-Mann bei Mustang Records arbeitete er mit den Bobby Fuller Four und einer jungen Band, aus der später die Fifth Dimensions werden sollten.

Bei Mustang entwickelte White auch seinen typischen Sound, eine sahneweiche, symphonische Variante des Motown-Sounds der Sechziger. Das White-Instrumental „Love Theme“, das als B-Seite einer Mustang-Single von Feiice Taylor herauskam, war ein, wenn auch ungeschliffener, Prototyp seines Hits „Love’s Theme“ – üppige Streicher- und Bläserschwaden über einem muskulösen, knackigen Beat. 1972 stellte White seinen Schmuse-Soul mit „Walking In The Rain With The One I Love“, einem für das Vokal-Trio Love Unlimited geschriebenen Top-20-Hit, erstmals der Öffentlichkeit vor. Danach ging es steil bergauf. 1979 umfasste Whites Werk bereits 20 Alben – solo oder mit Love Unlimited -, von denen elf mit Gold oder Platin ausgezeichnet wurden.

Nach einer Trockenzeit in den 80er Jahren kam White 1994 mit dem Doppel-Platin-Album „The Icon b Lore“ zurück und gewann 2000 mit dem Song „Staying Power“ zwei Grammys. Gleichzeitig wurde er zu einem Idol der HipHop-Szene und einer beliebten Sample-Quelle. „Rapper könnten eine Menge von ihm lernen“, meint Hayes.

Parkers Fazit – Barry schrieb Musik, die Spaß machte.Jeder wollte für Barry spielen, weil wir wussten, dass da immer eine Menge los war.“

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