Sweet Smoke – Just A Poke

30 Jahre später: Die Musiker-Kommune Sweet Smoke liefert ein archäologisches Fundstück

Anno 1970 war die Welt noch in Ordnung. Auf einem Bauernhof im niederrheinischen Emmerich hatten einige New Yorker dropouts ihr spirituelles Nirwana gefunden, frönten dem Hanf und der Mystik – und machten zwischendurch auch noch ein bisschen Musik: endlose psychedelische Jams irgendwo zwischen Jazzrock und Raga, Moby Grape und Grateful Dead. Mit Frauen, Freunden und Kindern zog man in ständig wechselnden Besetzungen über die Dörfer – und war fast schon schockiert, als wohlmeinende Geister sie zwischenzeitlich ins nahe Aufnahmestudio von Conny Plank lotsten. Eigentlich hatten Kraftwerk das Studio mit dem nagelneuen 6-Spur-Gerät gebucht, und so blieb den New Yorker Exilanten gerade mal eine zweitägige Aufnahmepause, um ihr Debütalbum „Just A Poke“ aufs Magnetband zu bringen.

Das Budget von 6000 DM sollte sich als goldene Investition erweisen. 1970 von der EMI veröffentlicht, verkaufte „JustA Poke“ allein in der näheren Nachbarschaft (Deutschland, Benelux, Frankreich) weit über eine Million Exemplare. Und weil auch heute noch Interesse und eine konstante Nachfrage besteht, veröffentlichte EMI unlängst das Debütalbum sowie „From Darkness To Light“ (1973) erneut – diesmal natürlich mit den obligatorischen Bonus-Tracks. („Silly Sally“, ihr Beitrag zur „Rare Trax“-CD dieses Monats, stammt aber vom Original -Red.)

An eine – unweigerlich peinliche – „Reunion“ ist aber trotzdem nicht gedacht. Zwar traf sich der damalige Band-Nukleus vor kurzem in Brooklyn, um das 30-jährige Jubiläum von „Just A Poke“ nachzufeiern – ja, man stellte sogar staunend fest, dass man selbst 30 Jahre später noch immer die alten Songs spielen konnte, doch ein vollmundiges Comeback ist deshalb nicht ins Auge gefasst. Der Grund ist ein einfacher: Saxophonist Mike Paris schreibt inzwischen Software, Gitarrist Steve Rosenstein arbeitet als Anwalt in L.A., Drummer Jay Dorfman ist Videoproduzent, Perkussioiiist John Classi Manager eines Kaufhauses, Bassist Andy Dershin macht auf Geschäftsmann – und obendrein geht ihnen vermutlich auch die überdimensionale Tüte ab, die einst das Cover ihres Debütalbums zierte. „Just A Poke“ der süße Rauch von Gestern.

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