The Game

von David Fincher

Wir spielen jeden Tag. Mensch-ärgere-dich-nicht oder gleich mit echten Menschen, am Computer und beim Abenteuerurlaub. Und Hollywood spielt mit uns, mit Kinostories als Erlebnisersatz der dritten Art aus zweiter Hand, Stimulanzen stellvertretend für unsere Sehnsüchte. Eine Binsenweisheit, die sich beliebig steigern läßt „Das Spiel ist wie ein Urlaub, der zu ihnen kommt“, so der Angestellte des „Consumer Recreation Service“. „Er fangt irgendwann an, sie werden es merken.“

Einen Gutschein der Gesellschaft erhält der schwerreiche Workaholic Nicholas Van Orton (Michael Douglas) von seinem flatterhaften Bruder Conrad (Sean Penn) geschenkt Der nennt „The Game“ ein „empirisches Buch, bei dem du jederzeit aussteigen kannst“, Van Orton hält es eher für esoterischen Mist Douglas spielt ihn mit der Arschloch-Attitüde, die ihn zum Star machte: als unbehaglichen Solisten, der in Grenzsituationen so was wie Katharsis erringt und damit erst Mitgefühl beim Zuschauer. Also geht er doch zum CRS, und der Ablauf des Erkenntnistrips zeigt sich bereits, als er während der akribischen Psychotests ruft: „Hört das hier jemals auf?“ – und niemand reagiert Tautologisch auch die Antworten auf seine stete Frage, was für ein Spiel es sei: „Den Sinn herauszufinden, ist die Aufgabe dieses Spiels.“ Bald torpedieren Zufälle und andere Merkwürdigkeiten seine Geschäfte. Er wird beschossen und entführt, mit Wanzen und winzigen Kameras observiert und von dem ominösen „Crash“-Girl Deborah Kara Unger becirct Alles ist oder wird verkehrt, bis er selbst fertraute der Verschwörung verdächtigt, seine Konten plündern zu wollen. No way out.

Finchers Film noir funtioniert als adventure game, bei dem der Spieler Schlüssel erhält, die ihm – nicht nur metaphorisch – Hinweise eröffnen, Abgründe auftun oder sogar das Leben retten und so durch den wahrgewordenen Durchschnittsthriller führen. Ohne Perversionen und exorbitante Spezialeffekte legitimieren die Scharaden und Schimären im Film den Film selbst, so wie das Spiel der Sinn sein soll. Indem „The Game“ die simplen Spielregeln Hollywoods in aller Klarheit folgt, führt es erstklassig die industrielle Kenntlichkeit vor. Daraus folgt auch die Dialektik seiner banalen Moral vom Spiel des Lebens: Geld macht nicht glücklich, sondern einsam und paranoid. Immerhin können sich neurotische Millionäre aber so eine Gotcha-Therapie leisten. Schöne reiche Welt Als Regisseur von Musikvideos, „Alien 3“ und „Sieben“ hat sich David Fincher ab Ästhet bewiesen. Er wird weiter formale Thriller drehen, die aber besser aussehen.

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