Trumps Militär-Geburtstagsparade nutzte Hit-Song „illegal“: Unterlassungserklärung
Die Organisatoren der Präsidentenparade erhielten keine Lizenz für „He Ain’t Heavy, He’s My Brother“ – und spielten ihn trotzdem

Im Vorfeld von Donald Trumps militärischer „Geburtstagsparade“ boten die Veranstalter 750 Dollar, um eine berühmte Ballade bei der Feier der US-Armee zu verwenden.
Anwalt: „Illegale Nutzung trotz expliziter Absage“
Als die panzerlastige Parade durch Washington, D.C. zog, ertönte der Hit aus den 1960er Jahren „He Ain’t Heavy, He’s My Brother“ lautstark in der Hauptstadt und lieferte den Soundtrack zur 250-Jahr-Feier der US-Armee – und gleichzeitig zu Trumps Geburtstagsfeier. Der Song war so präsent, dass er sogar beim abschließenden Feuerwerk gespielt wurde.
Es gibt ein Problem. Laut einem neuen, von Rolling Stone eingesehenen Unterlassungsschreiben wurde den Veranstaltern der Parade ausdrücklich mitgeteilt, dass sie keine Genehmigung zur Nutzung des Songs hätten. Sie hätten dies anerkannt – und ihn laut Schreiben dennoch „illegal“ für Trumps Festivität verwendet.
Das Schreiben, datiert auf den 27. Juni, stammt von Anwalt Paul Millman, der Amber Leigh Music Inc. vertritt. Amber Scott ist die Tochter des verstorbenen Bobby Scott, der „He Ain’t Heavy, He’s My Brother“ mitkomponierte. Darin heißt es, die Paradeorganisatoren hätten es versäumt, Scotts Erlaubnis einzuholen – und seien schriftlich durch die Wise Music Group, welche die Interessen des Co-Autors Bob Russell vertritt, abgelehnt worden.
„Zweifache Urheberrechtsverletzung in weltweiter Liveübertragung“
Die juristische Warnung ist adressiert an Suzi Barry, Senior Director of Clearance Operations bei EMG Inc., das als Subunternehmer für America250 tätig war – die gemeinnützige Organisation, welche die Parade mitorganisierte. Kopien gingen an die Wise Music Group, Trumps Weißes-Haus-Berater David Warrington und America250 – eine offiziell überparteiliche, zunehmend aber MAGA-geprägte Initiative.
„Am 14. Juni 2025 wurde das Werk zweimal – ohne Lizenz – während des Finales von America250 auf der National Mall aufgeführt“, heißt es in dem Schreiben. „Diese Veranstaltung wurde landesweit im Fernsehen übertragen, weltweit gestreamt und in sozialen Medien verbreitet. Nach 17 U.S.C. §106 begingen Ihre Firma und/oder Ihre Klienten mindestens zwei separate Verstöße: (1) Sie haben nie die erforderliche Genehmigung von Amber Leigh Music eingeholt; und (2) Sie erhielten am 10. Juni 2025 um 9:18 Uhr PDT eine explizite schriftliche Ablehnung von Wise Music Group – und bestätigten diese Ablehnung um 17:11 Uhr PDT desselben Tages.“
Rolling Stone hat schriftliche Korrespondenzen eingesehen, die diese Details bestätigen.
Die Parade in Washington war offiziell als Feier zum 250-jährigen Bestehen der US-Armee deklariert. Ursprünglich war jedoch keine militärisch aufgeladene Parade – eine in den USA seltene, anderswo jedoch verbreitete Praxis – geplant, bis Trump zurück an der Macht war. Wie Rolling Stone bereits berichtete, bestand der Präsident darauf, dass die Feier auf seinen Geburtstag falle – was einige Regierungsbeamte veranlasste, sie schlicht „Donald Trumps Geburtstagsparade“ zu nennen.
Firmen wie Amazon, Lockheed und Palantir sponserten Parade
Das Event Mitte Juni fiel mit landesweiten Anti-Trump-Protesten unter dem Motto „No Kings“ zusammen und ist Teil der umfassenden Maßnahmen der zweiten Trump-Regierung, die mindestens eine Milliarde Dollar Steuergelder einsetzen – primär um Trump selbst zu feiern.
Für viele war klar: Diese Parade war kein unpolitisches Truppenfest, sondern eine politisierte Show zu Ehren Trumps. Zahlreiche Redner gratulierten ihm öffentlich zum Geburtstag, und Trump selbst hielt eine wahlkampfähnliche Rede. Zu den Sponsoren von America250 zählten Rüstungskonzern Lockheed Martin, Krypto-Börse Coinbase, Onlinehändler Amazon und Überwachungstechnologieanbieter Palantir.
Tochter des Komponisten: „Nicht im Hintergrund – sondern Finale!“
„Offensichtlich ist das Hauptproblem die unautorisierte Nutzung“, sagt Scott gegenüber Rolling Stone. „Mein Vater war großer Unterstützer unseres Militärs und all jener, die für unser Land geopfert haben. Viele seiner Lieder – wie ‚That’s Where my Brother Sleeps‘ und ‚This is My Country‘ – spiegeln diese Liebe wider. Sie war unpolitisch. Aufgrund der prominenten Sponsoren, des Timings und der Gesamtinszenierung stellten sich viele die Frage: War das wirklich eine überparteiliche Veranstaltung?“
Scott weiter: „Der Song meines Vaters wurde live beim Feuerwerksfinale gespielt. Es war kein beiläufiger Einsatz als Hintergrundmusik zu vorbeifahrenden Panzern. Die Veranstalter scheinen den Song so bedeutend gefunden zu haben, dass sie ihn gezielt – und ohne Genehmigung – ins Finale eingebaut haben.“
America250, Warrington und Sprecher des Weißen Hauses, EMG sowie die Wise Music Group reagierten zunächst nicht auf Anfragen zur Stellungnahme.
Webseite der Veranstalter warnt selbst vor Urheberrechtsverletzungen
Das Unterlassungsschreiben bezeichnet die Situation als „zutiefst ironisch“, da EMGs eigene Website (www.clearance.com) prominent davor warnt, urheberrechtlich geschütztes Material ohne Genehmigung zu verwenden („Use a note. Go to jail“, steht dort). Und weiter: „Trotz der oben genannten Tatsachen wurde das Werk illegal genutzt – live und in der Übertragung.“
Zudem wird auf Kaliforniens Senator Alex Padilla verwiesen, der zur Leitung von America250 gehört und öffentlich Künstlerrechte verteidigt. Er brachte kürzlich den „American Music Fairness Act“ ein. Ein Gesetz, das sicherstellen soll, dass Künstler für die Nutzung ihrer Werke bezahlt werden.
Padilla, ein demokratischer Senator, nannte Trump unlängst einen „Tyrannen“, nachdem er bei einer Veranstaltung gewaltsam zu Boden gebracht, gefesselt und abgeführt wurde. Während er Heimatschutzministerin Kristi Noem eine Frage stellen wollte.
Trump-Youtube zeigt weiterhin Video mit dem Song
Zum Zeitpunkt des Artikels ist auf Trumps YouTube-Kanal noch ein Video der Parade vom 14. Juni zu finden. Mit deutlich hörbarem Scott-Song.
Das Schreiben warnt. „Nach 17 U.S.C. §§ 106, 501 & 504(c)(2) kann diese vorsätzliche, wissentlich begangene Verletzung zu gesetzlichen Schadensersatzforderungen von bis zu 150.000 Dollar pro Werk führen. Die nicht autorisierte Nutzung im Rahmen einer politisch aufgeladenen Großveranstaltung impliziert zudem fälschlich eine Zustimmung, was gegen 15 U.S.C. §1125(a) sowie diverse bundesstaatliche Gesetze verstößt.“
Scott und ihr Anwalt fordern unter anderem die „vollständige Entfernung aller öffentlichen Videos und Zusammenfassungen“, die das Lied enthalten. Sowie die „Sicherung aller Dokumente, Cue-Sheets und Aufnahmen in Zusammenhang mit dem 14. Juni.“ Frist: 30. Juni, 17:00 Uhr. Danach werde man rechtliche Schritte prüfen.
Trumps jahrzehntelanger Streit mit Musikern wegen Liednutzung
Seit fast einem Jahrzehnt streiten Trump und teils weltberühmte Musiker um die unautorisierte Nutzung ihrer Songs bei Trumps Events. In manchen Fällen weigerte sich Trump schlicht, die Musik abzusetzen. Künstler und ihre Anwälte mussten zu kreativen Mitteln greifen. So etwa die Rolling Stones.
Schon während der Präsidentschaftskampagne 2016 nutzte Trump den Stones-Hit „You Can’t Always Get What You Want“ als politisches Leitmotiv. Die Band protestierte umgehend. Gitarrist Keith Richards ging bereits in den 1980ern mit einem Messer auf einen Tisch los, um Trump bei einem Konzert rauswerfen zu lassen.
BMI-Rechtsplan zwang Trump 2020 zum Songwechsel
Trump nutzte den Song dennoch über Jahre weiter. Bis 2020. Da entwickelten die Stones zusammen mit der Rechteorganisation BMI einen rechtlichen Plan, der Trump endlich zum Einlenken zwang.
Seitdem ist das Disco-Lied „Y.M.C.A.“ von den Village People die neue Hymne der MAGA-Bewegung.