Trump betreibt Krypto-Korruption mit Milliardär eines Fake-Staates: Bericht
Die Trump-Familie hat sich durch ihre Ausflüge in digitale Vermögenswerte stark bereichert und Geschäfte mit einflussreichen ausländischen Akteuren gemacht

Einer der vielen beispiellosen Aspekte von Donald Trumps erster Amtszeit war seine schamlose Selbstbereicherung, die mehrere Bundesklagen wegen Verstößen gegen die Emoluments-Klausel nach sich zog – die Bestimmung der US-Verfassung, die es Bundesbeamten verbietet, Geld und Geschenke von in- und ausländischen Akteuren anzunehmen. Zwei dieser Klagen wurden jedoch nach Trumps Wahlniederlage 2020 abgewiesen, eine dritte wurde vom Obersten Gerichtshof kassiert, der Urteile unterer Instanzen aufhob, die eine Weiterverfolgung der Klage erlaubt hätten.
Kryptoindustrie, Liberland und Trumps neue Millionen
In den ersten Monaten seiner zweiten Amtszeit ist Trump aggressiver denn je dabei, aus seiner mächtigen Position Profit zu schlagen – besonders im Bereich Kryptowährungen. Neue Recherchen der Anti-Korruptions-Organisation Accountable.US, die exklusiv mit Rolling Stone geteilt wurden, legen nahe, dass er das Bundesgesetz gegen die Annahme von Emoluments nun auf neue Weise missachtet. Trump sucht nicht nur aktiv den Schulterschluss mit ausländischen Regierungen – darunter die Vereinigten Arabischen Emirate – über Deals mit dem aufstrebenden Krypto-Imperium seiner Familie, sondern ist zunehmend auch mit einem großen Investor verflochten, der sich als Premierminister eines winzigen europäischen Staates bezeichnet – eines Landes, das technisch gesehen noch gar nicht existiert.
Die Kryptoindustrie unterstützte Trump 2024 massiv – sie war der größte Unternehmensspender des Wahlkampfs – und die Familie des Präsidenten hat sich durch neue Krypto-Initiativen erheblich bereichert, darunter durch sammelbare Meme-Coins und die Kryptobörse World Liberty Financial. Ihr kombiniertes Vermögen ist um Milliarden gestiegen, Kryptowährungen machen inzwischen den Großteil von Trumps Privatvermögen aus, und seine Regierung tut alles, um die Regulierung der digitalen Vermögenswerte zu lockern. Dies schafft offensichtliche Möglichkeiten für Akteure aus dem In- und Ausland, sich dem Präsidenten zu nähern, indem sie die Krypto-Projekte der Trumps unterstützen.
Gesetzesverstöße und fragwürdige Figuren
So gaben Eric Trump und Zach Witkoff, Mitgründer von World Liberty Financial, im vergangenen Monat einen aufsehenerregenden Deal bekannt: Die von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützte Risikokapitalfirma MGX werde die digitale Währung USD1 von World Liberty für ein Zwei-Milliarden-Dollar-Geschäft mit Binance – der weltweit größten Kryptobörse – einsetzen. Die Trumps und Witkoffs – Zach ist der Sohn des Milliardärs Steve Witkoff, Mitgründer von World Liberty und derzeitiger Sondergesandter des Weißen Hauses für den Nahen Osten – könnten dabei Dutzende Millionen Dollar einstreichen.
Binance bekannte sich 2023 einer Reihe von Finanzverbrechen schuldig, darunter Geldwäsche, und zahlte eine Strafe von vier Milliarden Dollar. Eine Zivilklage der US-Börsenaufsicht SEC wurde im Mai fallen gelassen, nachdem die Behörde eine Reihe von Durchsetzungsverfahren gegen Krypto-Firmen eingestellt hatte.
Die demokratischen Senatoren Elizabeth Warren und Jeff Merkley warnten in einem Brief, dass die Einführung des USD1-Tokens „eine neue Stufe der öffentlichen Korruption“ einläute, indem sie eine einfache Möglichkeit für ausländische Regierungen schaffe, Trump Bestechungsgelder zukommen zu lassen. Sie merkten auch an, dass der MGX-Deal „eine Vorlage für andere ausländische Regierungen bieten“ könne, um Trumps Gunst zu erlangen.
Besondere Emoluments-Bedenken wirft laut Accountable.US Trumps Verbindung zu einem bestimmten Krypto-Magnaten auf: Justin Sun, ein in China geborener Krypto-Milliardär, der bis vor Kurzem wegen mutmaßlicher Finanzverbrechen nicht in die USA einreisen konnte. Jetzt besucht er regelmäßig Veranstaltungen auf amerikanischem Boden – auch solche mit dem Präsidenten oder auf der ultra-MAGA Bitcoin-2025-Konferenz in Las Vegas – nachdem er 75 Millionen Dollar in den WLFI-Token von World Liberty investiert hat und die SEC daraufhin ihr Betrugsverfahren gegen ihn auf Eis legte.
Der Fake-Staat Liberland und diplomatische Ambitionen
Sun ist nun offizieller Berater von World Liberty und ein aktiver Promoter. Seine eigene Krypto-Plattform Tron wurde vom UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung als „bevorzugte Wahl für Geldwäscher“ in Asien bezeichnet. Tron soll in den USA an die Börse gehen, Eric Trump wird dabei eine Rolle übernehmen. Sun investierte zudem rund 40 Millionen Dollar in den Meme-Coin $TRUMP, den Trump zwei Tage vor Amtsantritt herausgab, und wurde damit größter Investor. Zusammen mit rund 200 weiteren Großinvestoren war er letzten Monat Ehrengast bei einem exklusiven Dinner im Trump-Golfclub bei Washington, D.C.
Im Oktober wurde Sun zum Premierminister von Liberland gewählt, einer international nicht anerkannten Mikronation. Gegründet wurde sie 2015 vom tschechischen Libertären Vít Jedlička auf etwa 2,5 Quadratkilometern Waldgebiet in Kroatien am Donauufer. Das Projekt hat laut eigener Website über 1.000 Bürger und rund 800.000 Anträge auf Staatsbürgerschaft. Die Wirtschaft und Verwaltung des „Staats“ basieren vollständig auf Blockchain-Technologie, mit einem Token für Geschäfte und einem anderen für Wahlen. Es gibt keine Waffenkontrolle, Steuern sind freiwillig – aber nur wer zahlt, darf wählen. Motto: „Leben und leben lassen.“
Sun fungiert als de-facto-Botschafter des theoretischen Staates. Und wirbt gemeinsam mit Jedlička, dem Präsidenten von Liberland, für die Anerkennung durch andere Nationen. Auch durch die USA. Im Mai veröffentlichte Jedlička ein Video, das Sun beim Betreten des Weißen Hauses zeigt. Mit dem Kommentar: „Premierminister von @Liberland heute im Weißen Haus!“ In einem Video auf dem YouTube-Kanal von Liberland bezeichnete Sun seine Investition in World Liberty als „sehr wertvolle Gelegenheit für Liberland im Jahr 2025“. Und erwähnte ein Treffen mit Steve Witkoff. Der weiterhin Anteile an World Liberty hält und zugleich im Weißen Haus tätig ist.
Verfassungsrechtliche Risiken und Profiteure
Der Jurist Richard Painter, Vizevorsitzender der Watchdog-Gruppe CREW und früherer Chefethiker im Weißen Haus unter George W. Bush, glaubt zwar, dass Sun „in einer Fantasiewelt lebt“, was die Anerkennung Liberlands betrifft. Doch ein echter Versuch, einen souveränen Staat zu gründen – was Sun als Staatsoberhaupt repräsentieren würde – könnte die Emoluments-Klausel berühren. Sun könnte versuchen, in „seinem“ Land eigene Finanzregeln aufzustellen. „Das wird dann wie Bermuda für Steueroasen“, sagt er. Die Missachtung von EU-Finanzregeln durch Liberland wäre ein Signal für einen ernsthaften Separatismus.
In diesem Fall, so Painter, könne Sun tatsächlich als ausländisches Staatsoberhaupt gelten. Und dass Trump von dessen Investitionen profitiere, wäre verfassungsrechtlich problematisch. „Die Emoluments-Klausel gilt für ausländische Fürsten und Staatsoberhäupter. Aber auch für solche, die sich als souveräne Regierungen ausgeben. Ob die USA sie anerkennen oder nicht“, so Painter. „Wir erkennen Taiwan nicht offiziell an. Aber Zuwendungen von dessen Regierung wären dennoch ein Verstoß gegen die Klausel.“
Ein offizielles US-Anerkenntnis Liberlands durch Trumps Regierung würde das Korruptionsproblem verschärfen. Doch Sun und seine Verbündeten hätten großes Interesse daran. Sie könnten ein blockchainbasiertes Land als Krypto-Kartell führen. Frei von Regulierung.
Weder World Liberty Financial noch Sun reagierten auf Anfragen von Rolling Stone zur ethischen Bewertung ihrer Geschäftsbeziehungen zum Präsidenten.
Reaktionen und politische Brisanz
Stellvertretende Pressesprecherin Anna Kelly antwortete jedoch mit einer Stellungnahme. „Der Präsident arbeitet daran, gute Deals für das amerikanische Volk zu sichern. Nicht für sich selbst“, schrieb sie. „Präsident Trump handelt nur im Interesse der amerikanischen Öffentlichkeit. Deshalb wurde er trotz jahrelanger Lügen und falscher Anschuldigungen der Fake-News-Medien wiedergewählt.“
Tony Carrk, Geschäftsführer von Accountable.US, sieht das anders. „In totaler Missachtung der Emoluments-Klausel und aller ethischen Standards nutzen Trump und Steve Witkoff ein kaum reguliertes Kryptosystem, um Dutzende Millionen Dollar von einem mutmaßlichen chinesischen Krypto-Betrüger einzustreichen. Der sich offenbar mit diesem Reichtum zum Führer seiner eigenen Mikronation gemacht hat. Und nun auf Anerkennung durch die US-Regierung hofft.“
Carrk weiter: „Während Sun und viele andere ausländische Investoren mit versteckten Absichten sich eine direkte Verbindung zum Präsidenten erkaufen durften, hat Trump bisher keinen einzigen der Millionen Amerikaner getroffen, die durch seine ‘wunderschöne’ Steuerreform für Reiche ihre Krankenversicherung oder Lebensmittelhilfe verlieren. Trumps offener Umgang mit Korruption scheint seine Strategie zu sein, um einer parlamentarischen Untersuchung zu entgehen.“
Trumps Krypto-Vermögen sprengt alle Dimensionen
Vertreter von World Liberty Financial werben offen damit, dass Großinvestitionen in die Firma einen Draht zum Präsidenten sichern. Der bis vor Kurzem noch als „Chef-Krypto-Botschafter“ des Unternehmens gelistet war. Auf der Website erscheint er als erster unter den Mitgründern emeritus. Gemeinsam mit seinen Söhnen. Zudem bestimmt er faktisch die Krypto-Politik der USA. World Liberty hat viele ausländische Unternehmen kontaktiert, um seine Reichweite zu erhöhen. Und bis März über 500 Millionen Dollar an Token verkauft. Die Interessenkonflikte, die Trump im Krypto-Bereich eingegangen ist, sowie das potenzielle Ausmaß an Emoluments-Verstößen übertreffen bei Weitem die wiederholten Vorwürfe aus Trumps erster Amtszeit, ausländische Regierungen hätten ihn durch Hotel- und Restaurantbuchungen bestochen.
Übrigens. Auch Liberland war damals involviert. 2018 – ein Jahr nach dem ersten Besuch einer Delegation zur Amtseinführung Trumps – veranstaltete dessen Führung einen exklusiven Empfang für US-Parlamentarier im Trump International Hotel in Washington. Und gab dafür mindestens 750.000 Dollar aus. Das Trump-Unternehmen verkaufte das Hotel 2022. Heute verdient die Präsidentenfamilie deutlich mehr durch ihre Krypto-Partner. Nach über einem Jahrhundert als Immobilien-Dynastie hat die Familie Trump nun ein neues, noch lukrativeres Geschäftsfeld gefunden.