Überall, Nur Nicht Hier

Was eine Schnulze von einem Drama unterscheidet, ist vor allem eines: Benehmen sich die Personen wie echte Menschen oder sind es Abziehbilder? So gesehen ist Wangs Film eines der größten Kinodramen der letzten Jahre. Die alternden Adele (Susan Sarandon), die kurzentschlossen von einem kleinen Kaff in Wisconsin nach Beverly Hills zieht, um ihre womöglich letzte Chance auf ein bisschen Spaß und Glück wahrzunehmen, und ihre halbwüchsige, sensible Tochter Ann („Star Wars“-Prinzessin Natalie Portman), die Torschlusspanik, Frust und Hysterie ihrer Mutter ausbaden muss – das sind echte Menschen. Alles, was sie hier tun, ist glaubwürdig: Sie rühren den Zuschauer, sie machen ihn wütend, sie sind ihm peinlich. Kurz: Sie liegen ihm wirklich am Herzen. Doch wie das so ist mit Geschichten, die das Leben schreibt: Nichts an dieser Story ist spektakulär. Es ist nur eine filigrane, liebevolle Alltagsballade, grandios gespielt, mit milder Ironie angereichert und ohne irgendwelche Fisematenten inszeniert Wer den „Pferdeflüsterer“ oder „Message In A Bottle“ mochte, sollte sich „Überall, nur nicht hier“ aber sparen – die Symphonie der feinen Zwischentöne würde ihn zu Tode langweilen.

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