US-Autor James Salter ist tot

Der US-Schriftsteller, der von Größen der amerikanischen Literatur wie Philip Roth, Saul Bellow und Richard Ford verehrt wird, starb im Alter von 90 Jahren

„Er kann, wenn er will, dein Herz mit einem Satz brechen“, schrieb der Literaturkritiker Michael Dirda über den amerikanischen Schriftsteller James Salter, der am Freitag im Alter von 90 Jahren in Sag Habor im US-Bundesstaat New York gestorben ist. Wenn man nach seinen Auflagen geht, gehört er nicht zu den ganz Großen der amerikanischen Literatur, wenn man ihn an seinen genauen Beobachtungen und seiner präzisen Sprache misst, die ihm die Bewunderung von Kollegen wie Philip Roth, Saul Bellow und Richard Ford einbrachte, hingegen schon.

Salter wurde 1925 als James Horowitz in New Jersey geboren und ging mit 17 Jahren zur Militärakademie nach Westpoint, danach begann er eine Pilotenausbildung und nahm als Kampfflieger am Koreakrieg teil. Sein erster Roman, „Die Jäger“, basiert auf einem Tagebuch, das er während seiner Einsätze im Pazifik schrieb. Er wählte hierfür erstmals des Pseudonym „James Salter“, um sich gegen Vorwürfe der Air Force zu schützen, er habe vertrauliches Material verwendet.  Robert Mitchum übernahm in der Verfilmung die Hauptrolle.

In den Folgejahren arbeitete Salter als Dokumentarfilmer und wurde u.a. beim Filmfest in Venedig ausgezeichnet. Er schrieb auch einige Drehbücher für Hollywood, die ihm ein gutes Auskommen sicherten – „Downhill Racer“ wurde mit Robert Redford verfilmt, bei „Three“ mit Charlotte Rampling übernahm er auch die Regie und wurde bei den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet.

Sein Roman „Ein Spiel und ein Zeitvertreib“ von 1967 , in dem ein nicht näher charakterisierter, vermutlich nicht ganz zuverlässiger Erzähler die Affäre eines amerikanischen College-Abbrechers mit einer jungen Französin schildert, erschien zunächst nur in kleiner Auflage, weil der Verlag aufgrund der expliziten erotischen Schilderungen einen Skandal fürchtete, seine Ehe- und Scheidungsdrama „Lichtjahre“, das 1975 in den USA erschien, wurde sein Durchbruch als Autor.

Diese beiden Romane waren Salter bis ans Ende die liebsten. Besteller wurden seine Bücher jedoch nicht, so dass er lange Zeit ein Geheimtipp blieb, die Liebhaber seiner Literatur dafür um so inniger und sehnsüchtiger auf neues Werk vom „Meister“, wie Richard Ford ihn nannte, warteten. Und sie mussten lange warten. 1979 erschien der Roman „In der Wand“, den er ursprünglich in den Sechzigern als Drehbuch für Robert Redford geschrieben hatte, in den Achtzigern folgte gerade mal ein Buch, die Sammlung „Dämmerung und andere Erzählungen“, in den Neunzigern erschienen seine Memoiren „Verbrannte Erde“, für die er den PEN/Faulkner Award erhielt, 2005 die gesammelten Erzählungen „Letzte Nacht“ und 2013 das radikale Alterswerk „Alles was ist“. „Salter schreibt Sätze wie Ernest Hemingway, schmucklos und brutal – umso geheimnisvoller und verrätselter erscheint das Erzählte“, schrieb Arne Willander in seiner Besprechung für den ROLLING STONE.

Man kann einen Nachruf auf diesen großen Autor wohl nur mit einem seiner eigenen makellosen fatalistischen Sätze beenden: „Life passes into pages if it passes into anything.“

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