Virginia Piain – Roxy Music

Ein künstlerisch begabter Engländer in Newcastle träumt 1964 den amerikanischen Traum in einer Variante von Andy Warhol. „Virginia Piain“ ist ein Aquarell von Bryan Ferry, gemalt in seinem ersten Jahr an der Kunsthochschule. Ein Hauch von einem Porträt des Warhol-Models Baby Jane Holzer, ein Reklame-Schild für eine Zigaretten-Marke am Rande eines Highways durch eine triste Graslandschaft: „Virginia Piain“. Jahre später dann setzt Ferry sein Gemälde in Bildersprache und Sounds um, als ein Song gebraucht wird, der das erste Album seiner Band Roxy Music flankieren und möglichst in die Charts geleiten soll. Der dreiminütige Single-Track, der erst den späteren Ausgaben des Albums hinzugefügt wurde, war schiere Pop-Perfektion, obwohl er nicht einmal einen Refrain besaß. Er veränderte die Musiklandschaft mit einem Schlag und auf vielfältige Weise. Krautrock-Elektronik, Glam-Rock, plakative Kunsthochschul-Ästhetik, all das war verwirrend und neu für Medien und Fans. Enos faszinierendes Synthesizer-Motiv zog sich mit treibender Kraft durch den Track, Gitarrist Manzanera schüttelte ein glanzvolles Solo aus dem Ärmel, und als die Band dann in ihren schrägen, von der Schwulenszene inspirierten Outfits im britischen TV zu sehen war, verschlug es allen die Sprache. Das war keine Rockband im herkömmlichen Stil, sie hatten sich – Potzblitz – nicht einmal ihre Sporen durch jahrelanges Touren in Holzfäller-Hemden verdient. Sie waren einfach da. Die Popmusik hatte sich für immer verändert. 7″-Single (1972)

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