Voll quälender Glut

Manchmal klingt ELLEN TEN DAMME wie ein verschrecktes Kind, dann wie die Monroe. Auch als Schauspielerin profitiert sie von dieser Vielseitigkeit

Ein bisschen kennen wir sie alle. Wahrscheinlich nur ganz kurz gesehen. Im Kino, auf dem Fernsehschirm. Oder einem Plattencover. Wie eine Göre, Blumenfrau, Hure an der Ecke. Das Gesicht fällt auf, ist schöner als die anderen, deshalb vergisst man es auch gar nicht wieder.

Wenn man Ellen ten Damme nach ihren Filmen fragt, spricht sie lieber von Musik. Und wenn man dann nach Musik fragt, kommt sie auf die Filme zurück. An die Zukunft, sagt sie, denkt sie nicht. „Ich spiele auch in keinen Serien und singe für kein Musical.“ Im Leben für den Moment aber wird die Niederländerin manchmal ganz groß. So groß, dass sie fast selbst erschrickt. „Als ich die Songs für mein neues Album fertig hatte“, erzählt sie leise und ein bisschen stockend wie bei einem Geständnis, „war da wie immer so eine Angst, sie jemandem vorzuspielen. Ich ging erst einmal stundenlang einkaufen und Kaffee trinken.“ Dann ging sie doch ins Studio, was für ein Glück.

Alben wie „lAm Here“ können einen nämlich für Wochen beschäftigen. Wieso klingt Ellen wie ein verschrecktes Kind, wenn sie „Save me or pay me“ singt? Warum wie die Monroe erst und danach wie Chrissie Hynde? Und überall vermisst und verliert sie jemanden, aber jedes Mal tönt es anders. Moll und Dur, Rock und Roll, Schmachtfetzen, die nie peinlich sind, und Kracher, die nie wirklich zünden. Aber die Glut quält ja viel mehr. Was nur, wenn all diese mysteriösen Martyrien ihre eigenen sind, oh Gott.

Ellen ten Damme lässt ihr schwarzes Haar über die blitzblauen Augen fallen und versucht zu lächeln.“Ich singe nie von Dingen, die mir ganz nahe sind. Damit kann sich kein anderer identifizieren, und sowas muss man nicht aufnehmen.“ Dann hört Ellen auf zu lächeln und sagt, wie schwer ihr das Nachdenken über ihr Tun fällt und wie lästig es sowieso ist „Rollen spiele ich vor der Kamera, sonst mache ich alles eher ganz automatisch. Wenn ich auf eine Bühne gehe, dann ist das so, wie wenn man zu seiner Mutter geht. Da ist man die Tochter. Ich bin im Rampenlicht die Sängerin.“ Dann lacht sie wieder, „aber natürlich liebe ich die Show, yeah! Notfalls laufe ich auf den Händen, damit die Leute bleiben.“ Das sähe wahrscheinlich auch hübsch aus, wird aber kaum nötig sein.

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