Von Synthie-Krachmachern zu New Wavern mit Pop-Appeal – Hot Hot Heat über ihre erfreuliche Verwandlung

Wer in dem malerisch verschlafenen Victoria aufVancouver Island lebt, hat viel Raum fiir eine eigensinnige künstlerische Entwicklung. Das auf dem Wasserweg in einer guten Stunde erreichte Vancouver ist trotz der unmittelbaren Nähe zum Metropolennachbarn Seattle immer ein guter Ort, um das best of both worlds in entspannter Atmosphäre schön zu verschmelzen, und von Vancouver Island aus lassen sich die täglich wechselnden Musikmoden ohnehin nur mit dem Fernglas beobachten.

In solch relativer Abgeschlossenheit haben Hot Hot Heat in den letzten zwei Jahren eine interessante Verpuppung durchgemacht. Am Anfang der Band-Historie, als Sänger Steve Bays noch nicht Sänger, sondern bloß Keyboarder war, fiel das Quartett mit kantigem, mathematisch gelotetem Synthie-Hardcore eher unangenehm auf, und es brauchte eine Umbesetzung, um den Neuanfang erfolgreich zu meistern. „Nachdem wir uns von unserem alten Sänger getrennt hatten, war halt kein anderer da, der es hätte machen können“.

nennt Steve Bays einen guten Grund für die musikalische Rollenverteilung und erzählt von anfanglich nur vorsichtigen Versuchen, nach all dem Lärm zur Melodie zurückzurudern. „Es war eine Art leap of faith“, sagt Bays, der sich selbst einen Kontrollfimmel und einen Hang zum übertriebenen Perfektionismus bescheinigt, „wir spürten dieses gewisse Drängen, dem wir nachgeben mussten, ohne genau zu wissen, was am Ende dabei herauskommt.“ Raus kam zunächst eine für das Sub- Pop-Label aufgenommene EP mit dem treffenden Titel „Knock Knock Knock“, und nun hatte es die gegenwärtige Tagesmode doch nach Victoria geschafft: Der ziemlich eckige Lärm der vorangegangenen Veröffentlichungen war einer ausgesprochen lebendigen Mixtur aus Ex-Punk, New Wave und dem Indie-Pop der Achtziger gewichen. Schuld, sagt Bassist Dustin Hawthorne, seien die Eltern gewesen. „Wie alle Kids haben wir früher unendlich viel Zeit in den Autos unserer Eltern verbracht, um irgendwo hinzufahren. Die Musik, die du da hörst, geht direkt in dein Unterbewusstsein und bleibt da für immer.“ Und so lebt das erste Longplay-Album nach der Metamorphose, „Make Up The Breakdown“, von einem gemäß der Erinnerung sorgfaltig entworfenen Miteinander aus ungezügelter Energie und zwingendem Melodievermögen, in dem eifrige Parallelensucher nicht zu Unrecht The Clash, die frühen Attractions und den Pop-Appeal von The Cure entdeckt haben. „Für Punk-Bands ist es ein interessanter Prozess, die Möglichkeiten des Songwriting zu entdecken“, grinst Bays. „Wir haben gelernt, den unterbewussten Pop in unseren Köpfen für unsere Zwecke auszunutzen.“

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