Fahrstuhl nach oben

Auch wenn das zweite Album "„Elevator" eine schwere Geburt war - Hot Hot Heat kennen nur eine Richtung: nach oben

Einen der wichtigsten Momente ihrer Karriere erlebten Hot Hot Heat im Sommer 2003 in der Nähe von Los Angeles. Die Kanadier spielten dort ein großes Festival mit 60 000 Zuschauern, Drehbühne und Superstars – ohnehin ein aufregendes Erlebnis. Kurz vor dem change wer, als Echo & The Bunnymen vorn ihren letzten Akkord klingen ließen, geschah es: Bunnyman Ian McCulloch, offenbar benebelt vom enthusiastischen Publikum, brüllte ein ganz bös gemeintes, unverhohlen aggressives „Now try and top that!“ hinter die Bühne und war offenbar sauer darüber, vor Hot Hot Heat spielen zu müssen. Die so Beschimpften fuhren nach vorn, ganz starr vor Schreck von den gemeinen Worten der verehrten Ikone, doch bei den ersten Tönen von „Bandages“ drehte sich die Situation. „Die Leute rasteten aus viel, viel mehr als bei den Bunnymen“, erinnert sich Trommler Paul Hawley, im Gespräch ein reflektierter, scharfsinniger Gesprächspartner, „da begriffen wir, daß etwas mit uns geschehen war.“

Etwas geschehen war indes schon mit dem letzten Album, „Make Up The Breakdown“: Hot Hot Heat deuteten das 80s-Revival und die New Rock Explosion ganz kanadisch und schafften mit viel Juchzen und positiven, erstaunlich gekonnten Stücken eine wunderbare Platte.

Nach den üblichen Tourneen und der Schwerstarbeit des Rock’n’Roll-Debütanten ist mit „Elevator“ ’nun die zweite Platte fertig, die wieder souverän ist, elanig und voller gut gemachter Lieder. „Wir hatten das Komponieren vorübergehend verlernt“, erklärt Sänger und Keyboarder Steve Bays, „die ganze Band schreibt Songs, und es war schwierig, nicht bloß auf bekannte Muster zu vertrauen.“

Was uns zu dem zweiten einschneidenden Erlebnis im Leben von Hot Hot Heat bringt: Kurz vor den Aufnahmen zum neuen Album verließ Dante de Capro die Band, um nicht wieder zwei Jahre on the road sein zu müssen. Dann der Fehler: Um der Freundschaft willen sollte „Elevator“ noch gemeinsam aufgenommen werden. „Das war dumm“, sagt Hawley, und wird beim Erklären ganz stumm, „wir merkten im Studio bald, daß er das Interesse verlor, was dann unsere Freundschaft doch arg belastet hat. Am Ende haben wir alle seine Spuren gelöscht, weil sie einfach keine Energie hatten. Aber wir brauchen diese Energie.“ Zum Beispiel, um neidischen Altmeistern die Stirn zu bieten.

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