Weniger wütend

Nach 20 Jahren hat Eddi Reader endlich den Seelenfrieden gefunden

Hehmen wir an, Sie hätten ein echtes Problem. Was tun? Die kalifornische Psychologin Byron Katie empfiehlt: Fragen Sie sich, welchen Grund es dafür gibt und wer Sie gerne wären, gäbe es dieses blöde Problem nicht. Eddi Reader beschloss nach einem solchen Kurzseminar, das zu werden, was sie im Grunde immer schon war: eine einfache, schottische Seele. 20 Jahre ständiges Chaos um sich zu haben, ist ja schließlich auch nicht leicht zu verkraften.

Anfangs war’s ja noch lustig: Weg aus dem schottischen Kaff Anderston und mit Hippiefreunden auf nach London. Da gab’s genug Platz in besetzten Häusern. In den Tag leben, romantisch-unbekümmerten Pop machen. Als Wanderzirkus namens Fairground Attraction rumziehen, um Geld zu machen. Mit gottgegebener Engelsstimme für die Eurythmics im Chor singen. Dann ’88 der Hammer: Nummer eins mit „Perfect“.

Die Welt existierte plötzlich aus Managern und Marketing. „Das Schwierigste für mich war immer, in der völlig unwirklichen Welt des Showbiz ein völlig normales Leben fuhren zu wollen. Ich habe mein Leben damit verbracht, zu nichts und niemanden zu gehören. Heute weiß ich, es geht fast allen so.“ Inzwischen arbeitet Eddi am liebsten zu Hause mit ihren bewährten „Sons Of Imperfection“. Ihr Leben hat sich beruhigt, deutlich hörbar auf dem fünften Soloalbum „Simple Soul“ – bedächtiger, leiser und zarter denn je. Sie glaubt, dass die spirituelle Selbsthinterfragung mit Hilfe von Miss Katie ihr half, weniger wütend und unsicher zu sein. „Ich war schon als Kind furchtbar schüchtern. War spindeldünn, hieß Sadenia und trug eine Brille. Aber ich wollte singen. Als Siebenjährige sang ich in der Handarbeitsstunde Xove Me Tender‘ von Alle heulten. Das ist nun mal meine Bestimmung, Probleme hin oder her.“

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