Widerspruch zwecklos

Mit Tool pausiert Maynard James Keegan, doch bei A Perfect Circle hat er einiges zu tun

Mit Sinn für Humor kann Maynard James Keenan nicht dienen. Zumindest nicht an diesem Tag, denn er hat das Wort „Tool“ heute schon einmal zu oft gehört, und selbst möchte er auch nicht mehr über die Band reden, mit der er ’96 das beängstigend schöne Metal-Album „Aenima “ produzierte und die dann in der Versenkung verschwand. „Ich will momentan nur über A Perfect Circle sprechen. Das ist kein Seitenprojekt, sondern eine richtige Band. Und zwar eine andere als Tool.“ Keine Frage – A Perfect Circle sind weniger aggressiv und spielen mehr mit Computern herum. Dir Album „Mer De Noms“ hat nicht die Dynamik Tools, aber eine ähnliche atmosphärische Dichte.

Vor allem aber sind es bei A Perfect Circle andere Leute, die Maynards Launen mit Gleichmut ertragen, darunter Programmierer/Gitarrist Billy Howedel und Drummer Josh Freese, die schon für Axl Rose gearbeitet haben. Ist mit denen leichter auszukommen als mit den Tool-Kollegen, die seit vier Jahren nichts mehr zusammen zustande bringen? „Diese Frage beantworte ich nicht“ Sie beantwortet sich von selbst, wenn man merkt, wie Howedel nach dem Prinzip „Guter Cop, böser Cop“ immer wieder einspringt, wenn Keenan gar nicht mehr weiter reden will oder plötzlich verkündet, das Gespräch soll bitte „in eine andere Richtung“ führen. Man fragt vorsichtshalber gar nicht, ob er gedenkt, jemals ein weiteres Tool-Album aufzunehmen, aber Keenan raunzt schon mal vorauseilend: „Tool haben sich nicht aufgelöst, damit das klar ist. Ich weiß nur nicht, wie es mit ihnen weitergeht. Also frag nicht“ Zu seinen Texten möchte er auch nicht so gerne Stellung beziehen, „die ergeben sich aus der Musik, die Billy mir liefert. Ich will nicht, dass die Leute die Worte auseinander klauben. Sie sollen das Gesamte hören. Mich nicht so wichtig nehmen.“ Die beiden verstehen sich beim Songwriting anscheinend wortlos, wenngleich Howedel zugibt, dass es sehr kompliziert war, überhaupt genug Zeit zu finden, um gemeinsam Songs zu entwickeln. „Wir haben uns immer mal wieder am Wochenende getroffen, nachdem wir unsere Haupt-Jobs bei anderen Bands erledigt hatten. Irgendwann war uns klar, dass wir mehr daraus machen müssen als ein Freizeitvergnügen.“ Maynard nickt plötzlich heftig und fügt- fast lächelnd!- hinzu: „Das wäre eine Schande gewesen. Die Fans werden uns vergeben, dass Tool auf Eis liegen. Sie sollen A Perfect Circle anhören. Es ist ja kein Britney-Käse oder ein plötzlicher Versuch, Ricky Martin zu sein, sondern immer noch Kunst Klar?“ Der Blick duldet keinen Widerspruch.

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