WERNER PIEPER über die Drogen der Nazis

Die Drogenpolitik des Dritten Reiches fand im historischen Diskurs bisher kaum Beachtung. Der ehemalige Drogenkolumnist der TAZ und Ex-Dealer Werner Pieper hat sich nun löblicherweise der Dokumentation dieses gar nicht mal so peripheren Themas angenommen und unter dem Titel „Nazis on Speed. Drogen im 3. Reich“ ein zweibändiges Kompendium vorgelegt.

Der erste Band vereint in zehn Kapiteln lose die Beiträge von Thema-affinen Wissenschaftlern, Literaten und Zeitzeugen mit Originaldokumenten. Band II liefert eine nützliche Sammlung von Primärquellen. Beginnend mit der Drogenseligkeit in bohemen Kreise der Weimarer Republik zeichnet Pieper hier das Bild einer Herrscherkaste, deren harsche „Rauschgiftbekämpfung“ – angeblich zu Gunsten der sogenannten Volksgesundheit – in krassem Gegensatz stand zum eigenen Drogenkonsum und den in der Kriegsführung eingesetzten Substanzen zur Stärkung der Effektivität der Truppe. Weiterhin zeigt Pieper Parallelen zwischen nationalsozialistischer und bundesrepublikanischer bzw. US-amerikanischer Drogenpolitik auf, die sich vor allem in der Sprache niederschlagen. Dass Pieper ein solches Unternehmen nutzen würde, um eine Kritik an aktueller Drogenpolitik zu zimmern, war zu erwarten. Leider bleibt diese an der Oberfläche und glänzt vor allem durch eine leicht paranoide Rhetorik (zu viel gekifft?).

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