What A Waster – The Libertines

Ein kurzer elektronischer Effekt, eine ausgefranste Qitarrenlinie, dann bricht ein aggressives Riffdonnerwetter herein, über dem die Zeilen „What a waster, what a fucking waster. You pissed it all up the wall. Round the corner where they chased her“ ausgekotzt werden. So beginnt dieser rohe, unfertige, stolpernde, taumelnde und besoffene Song, der in nicht einmal drei Minuten den Verlauf der Popgeschichte korrigiert hat. „What A Waster“ war die erste Single der Band aus London, die sich damit in die Traditionslinie großer artverwandter Ahnen einreihte: The Kinks, The Jam, vor allem The Clash, deren Gitarrist Mick Jones später die beiden Libertines-Alben produzierte. Das Britische dieser Band zeigte sich nicht nur in der Fähigkeit ihrer Führungskräfte Pete Doherty und Carl Barät, einen grandiosen Popsong aus hymnischem Lärm erwachsen zu lassen, sondern auch mit einem selbstsicher zur Schau gestellten Cockney-Akzent. In Interviews gaben The Libertines nicht mal den Anschein der Mühe, verstanden zu werden. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass der stärkste Song im überschaubaren Gesamtwerk der Band die Geschichte einer Freundin Dohertys und Baräts erzählt, die durch exzessiven Alkoholund Drogenmissbrauch zur „two bob cunt“ wird, zur billigen Prostituierten. „So teil me, where does all the money go? Where does all the money go? Straight, straight up her nose“, heißt es einmal im Text. Doherty wurde später von Barät gefeuert, weil ein nicht unerheblicher Teil seines Geldes in seiner Nase verschwunden ist. In der Woche im Juni 2002, als diese Debütsingle erschien, waren The Libertines zum ersten Mal auf dem Cover des NME zu sehen. Dass sich mit dem von Bernard Butler (Suede) produzierten Song Großes anbahnte, hätte damals jeder hören können, der über Ohren verfügte. Der Langzeiteffekt, den Doherty, Barät, John Hassall und Gary Powell mit ihrer ersten Single und drei Monate später mit ihrem Debütalbum erzielten, war allerdings nicht abzusehen. Mit „What A Waster“ war das Garagen-Rock-Revival, das um das Debüt der Strokes ein Jahr zuvor in Amerika ausgerufen worden war, nach England re-importiert worden und löste dort eine Welle aus, die die gitarrenorientierte Musik für den Rest des Jahrzehnts dominieren sollte. Ohne The Libertines keine Franz Ferdinand, keine Kaiser Chiefs, keine Bloc Party und vor allem keine Babyshambles. Ohne The Libertines kein Indie. Single (2002)

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