Wie halbleere Bierflaschen

Die aktuellen DVDs von Uriah Heep und AC/DC

Doch, doch, die können das noch, auch wenn man’s ihnen nicht gleich ansieht… Aber wenn die Nostalgie-Maschine Uriah Heep erst mal warm gelaufen ist, darf das Produkt ruhig Rock’n’Roll genannt werden. Und Mike Box, nebst Drummer Lee Kerslake letztes Ur-Mitglied, findet deshalb auch 165 Minuten für eine DVD, die nicht mehr als Live-Material und ein Interview zu bieten hat, die angemessene Zeit. Wir nicht unbedingt. Zumindest hätten dann ein talentierter Kameramann und ein Regisseur mit Phantasie gut getan. So sieht „The Legend Continues“ manchmal aus wie ein Beitrag zum Offenen Kanal – allerdings zum Preis von 100 Mark.

Auch die AC/DC-DVD „No Bull“ schneidet im Vergleich zu dem, was heutzutage auf dem Markt geboten wird (siehe Ärzte), schlecht ab. Sicher, die in widescreen gedrehten Massenszenen des Gigs in der gigantischen Stierkampfarena Madrids sind beeindruckend, wenngleich schon vier Jahre alt. Aber der Klang wirkt doch reichlich blechern und lässt Tiefe vermissen. Dazu kommt die wie gewohnt von nur einer Person bestrittene Bühnenshow: Angus Young rast über die Bretter wie vom Affen gebissen, während der Rest der Herren rumsteht wie halbleere Bierflaschen. Die spärlichen Extras: Neben einem einzigen Videoclip („Hard As A Rock“ von ’95) mit mäßig interessantem „Making of“ werden Untertitel zu allen Songs geboten. Na super: „She’s got the jack, jack, jack, jack. She’s got the jack. She’s got the jack, jack, jack, jack, jack, jack, jack, jack. She’s got the jack. Yeah, she’s got it.“ Schon traurig, wenn der Höhepunkt der DVD bereits nach 2:43 Minuten passiert: Sänger Brian Johnson nimmt seine stets wie angetackert wirkende Rentnermütze ab, um dem verdutzten Publikum zu zeigen, dass sich darunter doch noch einige Haarbüschel tummeln.

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