Will Johnson, Songschreiber der Band Centro-Matic, hat viele Möglichkeiten seine Songs zu veröffentlichen

Man stelle sich vor: Will Johnson fände immer die Zeit Songs zu schreiben. Und müsste nicht so viel Zeit dort verbringen, wo er (bisher) nicht schreiben kann: im Stau. Oder in der Wartehalle von Flughäfen. Lieber verkriecht sich der 32-jährige amerikanische Songschreiber drei, vier Tage im Haus seiner Eltern. „Auch wenn ich vielleicht müde oder uninspiriert bin“, sagt der bärtige Brillenträger aus Missouri, der sein Herz nach dem Schock der „Entwurzelung“ (Johnson) im Alter von 12 Jahren längst seiner Wahlheimat Texas geschenkt hat „Und am Ende habe ich 20 Songs zusammen, obwohl ich es gar nicht darauf angelegt hatte.“ Johnson findet den Vorgang „auch ein bisschen beängstigend. Denn ich denke oft: Heute hast du keine Zeit gehabt, vielleicht sind dir zwei tolle Songs entwischt? Für mich fliegen Tonnen von Songs ständig umher – man muss nur die Hand ausstrecken, nach ihnen greifen und sie zu seinen eigenen machen.“ Ein nicht so toller Song verschwindet bei Johnson erst mal auf einer Kassette unter seinem Bett. Das steht neuerdings in Austin, nach vielen Jahren in der kleineren Uni-Stadt Denton, wo die Centro-Matic nach wie vor wohnen. Und „wenn der Song nach ein paar Tagen nicht besser geworden ist, bleibt er dort auch.“ Bleibt er nicht dort, geht er gemeinsam mit der ersten Wahl in „den nächsten Filter“ , zu seinen Mitstreitern Scott Danbom, Mark Hedman und Matt Pence.

In einem, so Johnson, „ziemlich demokratischen Prozess“ entscheiden die vier, was aufweicher Platte landet und was eher vorläufig unter den Tisch fällt (und nicht endgültig unters Bett). So wie etwa der Song, der dem neuen Centro-Matic-Album „Love You Just The Same“ sogar den Titel gab. Johnson: „Wir spielen den Song schon lange live, und die Aufnahme war gut. Aber er hatte einfach zu viel Luft – die Platte wäre in ein Loch gefallen.“ Also ist er nicht aufs Album gekommen. Was zählen da schon die „paar Leute, die sich deshalb aufgeregt haben“.

Und für sein Ego habe er ja noch die Solo-Platten, sagt Johnson – und dann gibt’s da ja noch die Band South Side Gabriel. Vielleicht ist ja „Love You Just The Same“ genau der richtige Song für sie, auch wenn in der Band eigentlich fast die gleichen Leute spielen wie bei Centro-Matic. „Mit Centro-Matic“, sagt Johnson, „hatten wir einfach den Punkt erreicht, wo wir uns nicht auf einen Set einigen konnten – eher aggressiver oder eher laidback. Und da wir immer genug Material hatten, sagten wir uns: ‚Hey, warum keine zweite Band, um dem gerecht zu werden?“‚ Fast sieben Jahre nach der Gründung von Centro-Matic dürfte Will Johnson deshalb der erste Musiker sein, der innerhalb von zwei Monaten mit zwei verschiedenen Bands (wenn auch fast denselben Musikern) durch diese Lande tourt. Der South San Gabriel-Visite folgt hierzulande im Oktober/November das Centro-Matic-Gastspiel. Und was, wenn sie dann doch eher in Stimmung für die andere Band sind? Will Johnson lacht kurz auf. „Das ist bisher noch nicht passiert. Und wenn reden wir drüber und entscheiden, was zu tun ist. Wir versuchen schon, das separat zu halten und müssen ja erstmal umschalten. Wenn wir drei Wochen mit South San Gabriel unterwegs waren und dann acht Wochen mit Centro-Matic touren sollen – da braucht’s schon ein, zwei Tage, um wieder in richtige Rockband-Stimmung zu kommen.“

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