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Willanders Album der Woche: Don Henley – „Cass County“

Mit „Cass County“ veröffentlicht Don Henley, Sänger und Schlagzeuger der Eagles, sein neues Album. ROLLING-STONE-Redakteur Arne Willander weist auf die wohl eindrucksvollste Gästeliste hin, die sich in diesem Jahr auf einer Americana-Platte finden lässt – darunter Mick Jagger, Dolly Parton, Allison Krauss, Michelle Branch, Miranda Lambert, Lucinda Williams, Vince Gill und Merle Haggard.

>>> Mehr zu den Eagles: Titelgeschichte im neuen ROLLING STONE.

 

Don Henley – Cass County 

(aus ROLLING STONE 10/2015)

Eine reiche Americana-Gesamtschau mit unwiderstehlichen Songs

Es gibt kein persönliches Album von Henley, es gibt nur amerikanische Alben von Henley, amerikanische Songs, die von amerikanischen Leben erzählen, gespielt von amerikanischen Musikern an amerikanischen Orten. „Cass County“ ist so persönlich, wie es bei Henley werden kann. Er schrieb Songs mit Stan Lynch. Er suchte Lieder von Tift Merritt, Jesse Winchester, den Louvin Brothers aus. Alle Sängerinnen von Rang in Nashville waren beschäftigt, als Don Henley in der Stadt war. Auch Merle Haggard und Mick Jagger singen bei je einem Stück, und Jagger spielt Mundharmonika bei „Bramble Rose“.

Sie alle sind toll, aber am besten ist Henley selbst. „Waiting Tables“ ist eine steinerweichende Country-Ballade über eine Kellnerin, was natürlich Kitsch ist – aber nach Henley kann es keine Country-Kellnerinnen-Ballade mehr geben: „She married a boy as soon as
she got out of school/ But he turned out to be a reckless fool/ Gone are the days when she was worry-free/ Now she’s a single mom; she’s only twenty-three.“ Was würde die Kellnerin sagen: Wäre sie indigniert? Nö. Sie würde weinen, weil dieser Typ von den Eagles sie genau ge­troffen hat. Er trifft auch den Mann in „Take A Picture Of This“ auf den Trümmern seiner Existenz, der sich nur noch die Fotos im Album angesehen hat und jetzt auf dem Weg zum Flughafen ist: „A long, long time ago, when we were young and pretty/ We ruled the world, we stopped the time, we knew it all/ We owned this city.“ Und jetzt mach ein Foto davon: „That’s me leaving.“

Das Stück „Praying For Rain“ ist so etwas wie Ralph Waldo Emerson für den Mann auf der Mainstreet: Manche Menschen beten für den Sieg. Manche Menschen beten für den Frieden. Manche Menschen beten für Freizeit. Manche Menschen beten für süße Erlösung. Ich bete für Regen. Es muss natürlich so sein, dass Henley den bewunderten George Jones nie traf. Er wusste, dass er dem Großartigen nicht zu nahe kommen sollte. We’re getting there, Don. (Universal)

Arne Willander

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