Zen-Funk und Brass-Power: Nik Bärtschs Ronin mit Vijay Iyer auf Tour

Ein Jazz-Gipfeltreffen der Spitzenklasse: Das Schweizer Jazz-Kollektiv Ronin trifft im November auf das gefeierte Sextett des New Yorker Pianisten Vijay Iyer

„Awase“ – ein Begriff aus dem Kampfsport, heißt etwa „verschmelzen“ oder „sich gemeinsam bewegen“. Das trifft auch auf das so betitelte Album von Nik Bärtschs Ronin zu, das nach sechs Jahren Ruhepause den zwischen Minimalismus und funky Expression pendelnden, sehr spezifischen Sound der Jazz-Formation auf einen Höhepunkt bringt. Schon im Frühjahr hatte der Schweizer Komponist im Venue Berlin solo mit seinen organischen Klavierkompositionen begeistert. Nun verlässt Bärtsch erneut seine Homebase, den Zürcher Club Exil, und geht gemeinsam mit seiner Band Ronin auf Tour. Begleitet wird er dabei vom Vijay Iyer Sextet – jüngst von der diesjährigen Kritikerumfrage des „Downbeat“-Magazins zur Band des Jahres gewählt.

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Vor „Awase“ hatte das seit 14 Jahren bestehende Musiker-Kollektiv Ronin im Jahr 2012 das Doppelalbum „Live“ aufgenommen. Danach pausierte Bärtsch von der Gruppe und widmete sich seinem Akustikprojekt Mobile. Nach sechs Jahren Abstand mit einigen Personalwechseln baute Bärtsch das selbstbezeichnete „Ritual Groove Music“-Projekt wieder aus. Inzwischen ist Ronin auf ein Quartett reduziert, was den einzelnen Instrumenten mehr musikalischen Raum für Entwicklung gibt. Die daraus entstandene, in sechs Titel eingeteilte Platte „Awase“ untersucht die Grenzen der Genre-Verflechtung mithilfe von rhythmischen Mustern und einer ausgeprägten Finesse. Dabei gibt es keine üblichen Instrumental-Solos, vielmehr verwischen die jeweiligen Tonfolgen miteinander und bilden dadurch neue, präzise Harmonien. Der Begriff Zen-Funk trifft es ganz gut.

(L-R) Pianist Vijay Iyer, bassist Stephan Crump und drummer Marcus Gilmore vom Vijay Iyer Trio

Live wird den Modulen, nach welchen der Komponist seine Stücke nummeriert, den Funk- und Jazz-Traditionen entsprechend noch mehr Freiraum gewährt. Die überraschenden Klangläufe passen zu Bärtschs Definition des Kampfsports: Ein Gemisch aus Einklang und Spannung.

Auch das Vijay Iyer Sextet ist bekannt für seinen Wandelreichtum. Sein aktuelles Album „Far From Over“ zeigt, wie das amerikanische Band-Kollektiv immer wieder nach neuen Möglichkeiten im Jazz sucht, Avantgarde mit Tradition, Groove mit Melodie und New York mit Neu Delhi verbindet. Komponist Vijay Iyer, ein Pianist wie Nik Bärtsch, versammelt dabei Bläser, die mit durcheinanderwabernden Harmonien ein Feuerwerk der Dynamiken entstehen lassen. Dann wiederum wendet sich die Band ganz dem Groove zu und bindet funky elektronische Elemente in die Musik. Diese experimentellen Regelüberschreitungen machen das Vijay Iyer Sextet zu einem der innovativsten Jazz-Gruppen unserer Zeit.

Nik Bärtschs Ronin spielen gemeinsam mit dem Vijay Iyer Sextet im November in Deutschland. Alle Daten im Überblick:

  • 6.11. Dortmund, Konzerthaus
  • 7.11. Hamburg, Elbphilharmonie
  • 8.11. Mannheim, Alte Feuerwache
  • 10.11. München, Prinzregententheater
  • 11.11. Frankfurt, Alter Oper
  • 12.11. Berlin, Admiralspalast
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Stefan Hoederath Redferns
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