Paul Simon wird 70. Evangelium eines Zweiflers

Kurz vor seinem 70. Geburtstag ist sein Name im Popuniversum so oft wie schon lange nicht mehr gefallen. Im April hat er der große amerikanische Songwriter sein neues Album "So Beautiful Or So What" veröffentlicht. Der ROLLING STONE gratuliert herzlich.

Am heutigen 13. Oktober wird Paul Simon 70 Jahre alt. Wir gratulieren dem Songwriter herzlich und bringen aus diesem Anlass das Feature aus unserem April-Heft. Maik Brüggemeyer besuchte den Musiker in seinem Büro in Manhatten, New York.

Midtown Manhattan, 1619 Broadway, Ecke 49. Straße. Der goldfarben strahlende Eingang des Brill Building erinnert an glorreiche Zeiten. Das im Verhältnis zu seinen Nachbarn immer noch majestätische Gebäude war bis in die späten Sechziger das Zentrum der New Yorker Unterhaltungsindustrie. Dies war die Adresse der großen Musikverlage, berühmte Songwriter hatten hier und zwei Straßen weiter, in 1650 Broadway, ihre Büros. 1957 traten zwei jüdische Jungs aus Queens, die sich Tom & Jerry nannten, über die güldene Schwelle in die Welt des großen Geldes. Sie hatten die Demo-Aufnahme ihres Songs „Hey Schoolgirl“ dabei und kamen tatsächlich mit einem Plattenvertrag bei einer kleinen Firma mit einem großen Namen – Big Records – wieder heraus. Der Song wurde ein Top-50-Hit, und mehr als ein halbes Jahrhundert später befindet sich immer noch ein Exemplar der Single im Brill Building. Gerahmt steht es an ein Fenster gelehnt im fünften Stock, Suite 500. Wir befinden uns im Büro von Paul Simon, der 1957 den Jerry gab zu Art Garfunkels Tom.

Ein Flügel steht am Fenster, gegenüber­ ein Schreibtisch, natürlich mit Familienfotos, ein besonders schönes von Simons Ehefrau, der Songwriterin Edie Brickell. In der Ecke, rechts neben der Tür lehnt der Bass seines Vaters Louis, der in den Vierzigern unter dem Namen Lee Sims als Bandleader mit Tanzkapellen spielte. Davor liegt auf einem Beistelltisch, der zu einer hellen Sitzgruppe gehört, „Finishing the Hat“, ein Band mit den gesammelten Texten von Stephen Sondheim, den Simon letztes Jahr für die „New York Times“ rezensierte. An den Wänden afrikanischer Schmuck und Tand, ein riesiges Gemälde von John Alexander, neben der Tür eine Baseball-Schrein mit Bildern von Joe DiMaggio und Mickey Mantle. „Hätte er es als Musiker nicht geschafft, wäre er ein guter Innenarchitekt geworden“, meint Vaughn Hazel,­ Simons persönlicher Assistent.

Sein Chef wohnt mittlerweile etwa eine Autostunde entfernt von New York in New Canaan, Connecticut. Fürs Geschäftliche kommt er immer noch regelmäßig in die Stadt. Zurzeit ist der 69-Jährige aber anderweitig beschäftigt. Im Sono-Studio in Norwalk, nur acht Meilen entfernt von New Canaan, probt er für die anstehende Tour, die ihn im Sommer auch nach Deutschland führen wird. Er sitzt mit Lesebrille und Hut auf einem Bürostuhl, um ihn herum die Band, ein ziemlich bunter, ziemlich lustiger Haufen. Nach drei in Beine und Herz gehenden Durchläufen von „The Obvious Child“ nehmen sie sich „Love Is Eternal Sacred Light“ vor, einen Song von „So Beautiful Or So What“, dem ersten neuen Simon-Album seit fünf Jahren. Es ist ein Genuss, diesen Musikern bei der Arbeit zuzuschauen, wie sie ihre Parts ausarbeiten, von Simon, der mit der Mundharmonika die Tonart vorgibt, instruiert werden. Der 1,55 Meter kleine Songwriter ist nicht gerade eine eindrucksvolle Erscheinung, doch das vergisst man, wenn man mit ihm in einem Raum ist. Er hat ein sehr einnehmendes Wesen, ist extrem aufmerksam und scheint mit Ohren und Augen überall zugleich zu sein.

Nun dirigiert er Andy Snitzer an der Querflöte und Keyboarder Mick Rossi durch ein minimalis­tisches, oszillierndes Motiv, das an die Musik von Steve Reich erinnert, der kamerunische Gitarrist Vincent Nguini spielt dazu ein westafrikanisches Blues-Riff, Mark Stewart antwortet an der zweiten Gitarre mit primitivem Rock’n’Roll, Bakithi Kumalo aus Südafrika, der schon die wundervollen Fretless-Bass-Soli auf „Graceland“ spielte, gründet tief im Funk, Schlagzeuger Jim Oblon wandert federnd zwischen den Welten. Er muss an diesem Nachmittag für zwei spielen, weil der libanesische Perkussionist Jamey Haddad am Berklee College unterrichtet. Tony Cedras verziert die magische Mischung mit seinem Synthesizer, und obendrauf gibt’s Soulharmonien, süß wie Honigwein.

Man hat schon viel gelesen über den genialischen Melodiker Simon, die lyrische Leichtigkeit, den Humor und die Weisheit seiner Texte, aber über sein Talent als Arrangeur komplexer Klangwelten ist selten geschrieben worden. In dieser Disziplin scheint er mit „So Beautiful Or So What“ einen neuen krea­tiven Höhepunkt erreicht zu haben. Und wenn man Zeuge einer solchen Probe wird, versteht man sofort, warum Pop-Freidenker wie Sufjan Stevens, Iron & Wine, Spoon oder Vampire Weekend sich in den letzten Jahren öfter auf ihn bezogen. Das ist ihm nicht entgangen, wie er mir in einer Teepause verrät. Sein 18-jähriger Sohn Adrian – genau wie sein Spross aus erster Ehe, Harper, selbst Musiker –, halte ihn musikalisch auf dem Laufenden. „Er spielt mir vieles vor – zum Beispiel wenn eine junge Band eine Version von ,Peace Like A River‘ aufgenommen hat. Und dann natürlich Vampire Weekend – die sind ja sehr populär geworden, und die Leute sagten, sie wären von ‚Graceland‘ beeinflusst. Da bin ich mit meinem Sohn halt nach New York runter gefahren und habe sie mir angeschaut, als sie bei ‚Saturday Night Life‘ aufgetreten sind. Sehr nette, smarte Leute.“

Simons Einfluss auf die zurzeit spannendsten Entwicklungen im Pop scheint sich – mehr noch als in der Musik – in einer Haltung zu manifestieren. Rock’n’Roll-Klischees und Working-class-Romantik hat er immer vermieden. Er ist immer spielerisch, ohne Anspruch auf Authentizität, mit Musiken aus verschiedenen Kulturen und sozialen Kontexten umgegangen. Da haben die smarten Leute von heute viel gelernt. 

„Dadurch, dass jeder via Internet mittlerweile Zugang zur gesamten Musikgeschichte hat, ist es einfacher geworden, interessante Dinge aufzuspüren und in die eigene Musik zu integrieren“, so Simon. „Ich höre bei Indie-Acts immer öfter fast klassische Einflüsse heraus – Steve Reich, Philip Glass, diese Art von Minimalismus. Auch das ist eine Quelle, die mittlerweile angezapft wird. Und, klar, diese Mischung aus afrikanischen Rhythmen und frühem Rock’n’Roll – das ist etwas, was ich schon sehr sehr lange mache. Ein Teil des sogenannten Indie-Rock lässt sich mittlerweile auch von afrikanischer Musik oder anderen Kulturen beeinflussen. Und ich bin somit eine der Quellen, zu der Künstler zurückgehen, die etwas Ähnliches machen wollen. Dazu kommt, dass die meisten Bands irgendwann einmal die Musik der Sechziger erforscht haben, und wenn man mir von dort aus folgt (malt eine Schlangenlinie in die Luft), ist es doch ein sehr interessanter Pfad, den man da erkunden kann.“

Als es mit Simon & Garfunkel zu Ende ging, suchte Simon nach neuen musikalischen Wegen (da gibt es einige verblüffende Parallelen zu Paul McCartneys Post-Beatles-Werk), ging nach Jamaika und lernte den Reggae kennen, nahm ein sehr reduziertes Folkalbum mit einem Gastspiel der lateinamerikanischen Band Urubamba auf, reiste nach Muscle Shoals und New Orleans, entdeckte den Jazz, den Gospel, den R&B, ließ sich von süd- und westafrikanischer Musik inspirieren, von brasilianischer und karibischer, arbeitete mit Leonard Bernstein und Philip Glass, Milton Nascimento  und Ladysmith Black Mambazo, Quincy Jones und Brian Eno. „Aus irgendeinem Grund habe ich immer das Bedürfnis, mich zu verändern“, erklärt Simon die Entwicklung seiner Karriere. „Mir haben ein paar Leute gesagt, das neue Album klinge wie ‚Graceland‘,­ und ich verstehe, was sie meinen, aber ich würde nie auf die Idee kommen, ein zweites ‚Graceland‘ zu machen. Was immer ich tue, ich tue es wahrscheinlich nie zweimal auf die gleiche Art und Weise. Das ist ja der Spaß an dieser Arbeit – aber es macht die Sache natürlich auch beschwerlich.“

Die Krise ist ein ganz normaler Zustand in Simons Karriere. Immer, wenn er ein Album fertig habe, stehe er wieder vor dem Nichts. „Zwei gute Freunde von mir, beide Künstler, scheinen dieses Problem nicht zu haben“, seufzt Simon. „Philip Glass hat überhaupt kein Problem damit, nach dem Ende einer Arbeit direkt den Auftrag für die nächste Oper anzunehmen, und Chuck Close weiß genau, dass er auch im nächsten Jahr weitermalen wird, er weiß sogar, was er malen wird. (Simon schüttelt den Kopf, hebt hilflos die Hände) Es gibt Künstler, die finden irgendwann das, was sie ihr Leben lang tun wollten und machen damit einfach immer weiter – manche gewinnen dadurch an Tiefe, andere werden zu bloßen Imitationen ihrer selbst. Das ist die Gefahr – und für jemanden, der sich nicht wiederholen will, besteht halt die Gefahr, ab und zu mal einen Weg zu gehen, der nirgendwo hinführt.“

Simon ist bemerkenswert wenige solcher Irrwege gegangen. Nur wenn er die Form oder gar das Medium wechselte, strauchelte er. So Ende der Siebziger. Mit seinem dritten Soloalbum „Still Crazy After All These Years“ hatte er an die großen Erfolge von Simon & Garfunkel anknüpfen können und fühlte sich reif für eine neue Heraus­forderung. Er schrieb ein Drehbuch über einen Folk-Rock-Sänger im Karrieretief, „One-Trick Pony“. Der Film, in dem er auch die Hauptrolle spielte, wurde ein Flop, und Simon­ war danach so verunsichert, dass er sich in eine kurze, schmerzhafte Simon-&-Garfunkel-Reunion flüchtete. Es folgte eine Schaffenskrise – writer’s block, Psychotherapie. Schließlich die grandiose Seelenschau „Hearts And Bones“, die aber niemand kaufen wollte. Und plötzlich war Simon selbst der Sänger im Karrieretief. Nach dem Comeback mit „Graceland“ und „The Rhythm Of The Saints“ wechselte er wieder die Form, versuchte er sich mit dem Dichter Derek Walcott an einem Broadway-Musical. „The Capeman“ wurde nach nur 68 Vorstellungen abgesetzt und kostete Simon nach eigenen Angaben elf Millionen Dollar.

„Ich glaube nicht an Fehler“, sagt er trotzig. „Das ist Teil des Lernprozesses. Vor allem ,The Capeman‘­ schätze ich immer noch sehr. Im vergangenen Sommer wurde es in einer gestrafften Version im Central­ Park aufgeführt und war ein Erfolg. Nächstes Jahr wird es vermutlich am Broadway wieder aufgenommen.“

Nun habe er angefangen, ein Buch zu schreiben, sagt Simon. Eine Art Autobiografie, Genaueres will er noch nicht sagen. „Ich hatte immer eine gewisse Scheu vor längeren Prosatexten, aber die Artikel, die ich für die ,New York Times‘ geschrieben habe, haben Spaß gemacht. Ich habe bisher keinem Verleger irgendwas versprochen, es gibt da also keinen Druck. Jetzt konzentriere ich mich erst mal wieder auf die Musik. Denn das neue Album hat wirklich Spaß gemacht. Ich will nicht sagen, dass es ein Durchbruch war, aber mir ist vieles klarer geworden durch die Arbeit. Ich teile meine Platten gern in zwei Kategorien ein: die experimentellen, die in eine bestimmte Richtung zielen, und die resümierenden. Das letzte Album, ,Surprise‘, gehört sicher in die erste Kategorie, weil ich mit Brian Eno kollaboriert habe. ,So Beautiful Or So What‘ wirft dagegen ein neues Licht auf Sachen, die ich seit vielen Jahren mache.“

Da ihm die Arrangements auf „Hearts And Bones“ nicht gefielen, hat Simon seine Alben danach quasi rückwärts produziert, angefangen mit den Rhythmen einen interessanten Instrumental-Track aufgenommen und dann einen Song drübergelegt. Für „So Beautiful Or So What“ ist er zur konventionellen Produktion zurückgekehrt. „Ich saß in einem Zimmer mit der Gitarre und habe Songs geschrieben – es war wieder wie früher“, sagt er und lacht ein sehr befreites Lachen. Als ich einwende, das sei aber doch alles wesentlich komplexer, vielschichtiger, zelebraler als die Platten von damals, entgegnet er immer noch lachend: „Das liegt wohl daran, dass ich auch komplexer und vielschichtiger geworden bin, nehme ich an. Damals wusste ich noch nicht so viel über mein Instrument und musikalische Theo­rie. Mein Ziel war dieses Mal, interessantere Akkordwechsel und Harmonien zu schreiben als früher.“ Das erste Stück, das er schrieb, war dann aber gleich so kompliziert, dass er keinen Song mehr daraus machen konnte. Es wechselte ständig die Tonart. So ist es eine instrumentale Miniatur geblieben, die den Namen „Amulet“ trägt. „Mein zweiter Versuch war ,Love In Hard Times‘ – hat lange gedauert, bis ich damit fertig war. Mehrere Jahre, um genau zu sein.“

Es ist wohl kein Zufall, dass Simon eine seiner Platten mal kurzzeitig „Think Too Much“ nennen wollte. Aber es lohnt sich, dem Grübler weiter auf seinem Weg zu folgen. Durch das verstiegene, von einer lässigen Altersmelancholie erfüllte „You’re The One“ und das metallkalte „Surprise“ mit seinen dunklen Klanglandschaften, seinen Zweifeln, seinem Zorn und seinen großen Fragen an das Leben und die Politik. Auch wenn Simon seinen Kosmos  auf „So Beautiful Or So What“  in wärmeren Farben, mit kräftigeren Strichen malt und sogar Gott hineinlässt, bleibt er doch ein Zweifler und ein Suchender. „Ich bin nicht religiös“, sagt er. „Hat mich selbst überrascht, dass in fünf der ersten sechs Songs, die ich für das neue Album schrieb, Gott vorkam. Muss irgendeine unterbewusste Irritation­ gewesen sein, wahrscheinlich purer Zufall. Ich liebe Gospel-Musik, und ich liebe Doo Wop, der ja seinen Ursprung in den Gospel-Quartetten hat. Die religiö­sen Motive kommen also aus der Musik, nicht aus einem Glauben heraus.“ Das erinnert an Bob Dylan,­ der mal gesagt hat, die alten Songs seien sein Gebetbuch: „Ich glaube an Hank Williams, wenn er singt: ,I Saw The Light‘.“ – „Das ist eine gute Beschreibung“, meint Simon. „Für viele Menschen ist Musik ein natürlicher Weg zu einer spirituellen Erfahrung, ob sie nun an Gott glauben oder nicht.“

Im letzten Drittel von „So Beautiful Or So What“ überquert ein (transzendental?) obdachloser Pilger die Brooklyn Bridge, seine Schuhe sind zerschlissen, die alten Fragen sind geblieben. Im nächsten Stück erklingt ein Sample der Golden Gate Jubilee Singers,­ einer Gospelgruppe aus den Dreißigern, und am Ende des Albums steht eine existenzialistische Wahrheit – „Life’s what you make of it/ So beautiful or so what“ – mit einer Spur Kulturkritik: „Ain’t it strange the way we’re ignorant/ How we seek out bad advice/ How we jigger it and figure it/ Mistaking value for the price/ And play a game with time and love/ Like a pair of rolling dice.

Diese Strophe hätte eigentlich Bob Dylan singen sollen, so Simon. „Seine zerlumpte Stimme hätte wie die Weisheit persönlich geklungen an dieser Stelle, und die Leute hätten bestimmt einen Kick gekriegt, uns mal zusammen zu hören.“ Doch Dylan­ war irgendwo auf Bühnen ferner Länder unterwegs. 1999 waren die beiden mal gemeinsam auf Tour und spielten sogar jeden Abend ein paar Lieder zusammen, doch sie bleiben die gro­ßen Antipoden im Reich des amerikanischen Songs – der geheimnisvolle, genialische Gaukler und der urbane, neurotische „Mr. Alienation“.

Ein paar Tage nachdem sie sich im März 1964 kennengelernt hatten, soll Dylan bei einem Simon-&-Garfunkel-Konzert im Gerde’s Folk City in Greenwich Village die ganze Zeit mit dem Kritiker Robert Shelton gequatscht­ und gegiggelt haben – was Simon ihm so übel nahm, dass er kurz darauf die Parodie „A Simple Desultory Philippic“ schrieb. Ein schlechter Scherz, eine Obskurität seien Dylans Dada-Dichtungen, behauptete er seinerzeit in einem Interview. Für den Jungen aus Queens mit der Brill-Building-Vergangenheit, der seine Folk-Grundierung in der Londoner Szene um Bert Jansch, Martin Carthy und Davey Graham erhielt, waren all die aus der Provinz ins Village gezogenen Folksänger und Möchtegern-Bohemiens eh nicht ganz koscher. Das machte er auch noch mal in „The Boxer“ deutlich, diesem Song über einen kleinbürgerlichen Jungen, der sich in die Halbwelt der großen Metropole wagt. Bob Dylan sang dieses Lied 1970 auf seinem Album „Self Portrait“. Das war allerdings schon ein ziemlich guter Scherz.

„Für mich gibt’s da keine Rivalität“, so Simon. „Ich spüre keinen Wettbewerb mit anderen Musikern. Bob ist ein großartiger Songwriter, aber natürlich hat seine Art, Lieder zu schreiben, kaum Berührungspunkte mit dem, was ich tue. Gut, wir schreiben beide manchmal über ernste Themen, das wär’s dann auch schon an Gemeinsamkeiten. Aber ich kenne ihn einfach schon sehr sehr lange, die gemeinsame Tour hat Spaß gemacht, Edie war auch schon mit ihm unterwegs. Wir sind befreundet – und ich habe gerade ein Tor von ihm gekauft.“ Entschuldigung, bitte was, ein Tor? „Ja, ein Gartentor. Er macht diese wunderschönen eisernen Tore, er entwirft die und lötet und schweißt und so… sehr künstlerischer Typ.“ The Garden Gates Of Eden.

Über einen anderen Duettpartner, der Simon viel näher steht, haben wir noch gar nicht gesprochen: Art Garfunkel. Eine Hassliebe, die den Mann, der sich so ungern wiederholt, vor ein paar Jahren immerhin dazu brachte, mit uralten Liedern um die Welt zu touren. „Wir hatten diesen heftigen Streit in den Neunzigern und haben dann zehn Jahre nicht mehr miteinander gesprochen“, erklärt Simon. „Und dann haben wir uns entschlossen, das Kriegsbeil zu begraben. Wir sind Freunde fürs Leben. Egal wie sehr wir uns auf die Nerven gehen – er gehört zur Familie und das bleibt so. Ich meine, wir kennen uns, seit wir elf sind. Wir sind in derselben Nachbarschaft aufgewachsen – das war kein besonders inspirierender Ort, aber Artie war schließlich der Grund dafür, dass ich angefangen habe zu singen. Ich habe gesehen, wie die Mädchen an der Schule ihn für seinen Gesang bewundert haben. Mädchen sind immer noch eine Inspiration (lacht), und der frühe, erdige Rock’n’Roll aus New York, den man auch auf dem neuen Album hören kann. Und Baseball natürlich. Eigentlich hat sich gar nicht so viel verändert seit damals …“ Es ist halt nur alles sehr viel komplexer geworden.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates