Agnetha Fältskog im Interview: „Ich bedaure nichts“

Die ABBA-Sängerin über neue Songs, ihre 50 Jahre im Business und ihr dennoch zurückgezogenes Leben

Mit „A+“ hat Agnetha Fältskog ein neues Soloalbum veröffentlicht: ein Remix ihres „A“-Albums von 2013, darunter aber auch der neue Song „Where do we go from here?“. Es ist die erste Platte der 73-Jährigen seit „Voyage“ von 2021, die sie mit den Abba-Kollegen Frida Lyngstad, Björn Ulvaeus und Benny Andersson wiedervereinte. Ein Gespräch mit der schwedischen Sängerin über ihr künstlerisches Erbe und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Für „A+“ haben Sie das „A“-Album neu arrangiert. Was sind die Vorteile der Suche nach einem zeitgemäßen Sound, anstatt eine Song-Sammlung so zu belassen, wie sie ist?
Ich würde nicht sagen, dass es Vorteile waren, die mich dazu bewogen haben – ich war einfach neugierig. Ich liebe das alte „A“-Album in seiner ursprünglichen Form, aber irgendetwas in mir wollte es nochmal wissen. Also haben wir es bei einem Song ausprobiert, und dann hat es mir so gut gefallen, dass wir auch den Rest so gemacht haben.

Nachdem Sie für die „Voyage“-Shows von Abba alle Stücke neu eingesungen haben, präsentieren Sie ihre Solosongs nun in neuen Instrumentierungen. Betrachten Sie beide Arbeiten als künstlerisches Erbe oder als Meilensteine einer langen Karriere?
Das ist eine interessante Frage. Ich würde eher sagen Meilensteine statt als Erbe. Das Erbe muss von anderen Leuten beurteilt werden.

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Denken Sie manchmal noch in Songs, entsteht bei Ihnen noch der Wunsch, Erlebnisse in Musik umzusetzen?
Heutzutage nicht mehr. Es ist schwer für mich, die nötige Energie zu finden. Vor vielen Jahren, als ich die Lieder für meine Alben vor Abba schrieb, habe ich das noch getan. In der jetzigen Phase meiner Karriere suche ich lieber außerhalb meines eigenen Lebens nach Ideen. Ich liebe es, Texte zu interpretieren, sie mir zu eigen zu machen und die Geschichte zu erzählen. Sie müssen nicht von mir geschrieben worden sein.

„I keep them on the floor beside my bed“ ist Ihr erster selbstgeschriebener Song seit vielen Jahren. Warum komponieren Sie so selten?
Als wir mit dem „A“-Album fast fertig waren, fragte mich mein Produzent Jörgen Elofsson, ob ich selbst etwas dafür schreiben wolle. Ich zögerte, war mir nicht sicher, ob ich das noch könnte, aber er fragte weiter. Ich fing an, meine alten Ideen durchzusehen und fand etwas, das mir wirklich gefiel. Ich setzte mich an mein Klavier und arbeitete es aus. Jörgen half mir auch, den Text fertigzustellen.

Welche moderne Musik hören Sie?
Ich höre viel auf Youtube und im Radio. Ich liebe Popsongs, sowohl Uptempo als auch Balladen.

Wenn Sie die zehn Jahre alten Stücke von „A“ betrachten – wünschen Sie sich manchmal auch, Sie hätten Dinge damals anders gemacht?
Ich gehöre nicht zu den Menschen, die Dinge bedauern. Sobald ich etwas getan habe, mache ich weiter. Zu hören, wie sich die Songs dieses Mal entwickelt haben, hat Spaß gemacht.

„A+“ markiert die erneute Zusammenarbeit mit Elofsson. Davor gingen Sie mit Produzenten wie Anders Neglin, Peter Cetera und natürlich Benny und Björn von Abba ins Studio. Zu welchem Zeitpunkt wird klar, ob eine Kooperation funktioniert?
Für mich ist das eine Frage der Chemie. In erster Linie muss ich die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, mögen. Wir müssen in der Lage sein, über Musik zu sprechen, und wir müssen auch die gleiche Musik mögen, damit wir etwas gemeinsam haben. Außerdem müssen wir gemeinsam Spaß im Studio haben.

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Sie haben im Laufe ihrer Solo-Karriere kaum Duette aufgenommen. Wie kam es zu „I Should’ve Followed You Home“ mit Gary Barlow?
Das war eine Idee meines Produzentens Jörgen. Sie schrieben den Song, ohne dass ich davon wusste. Ich glaube, er wollte mich überraschen, und das hat er auch getan. Garys Stimme ist so voll und warm. Ich wusste sofort, dass wir perfekt zusammenpassen würden.

Unterscheidet sich die Abba-Sängerin Agnetha von der Solokünstlerin Agnetha Fältskog?
Es gibt keinen wirklichen Unterschied, und das Thema ist nicht wirklich wichtig – aber ich muss mich irgendwie mit den Worten verbinden. Ich muss sie verstehen, und was sie bedeuten, bevor ich sie singen kann. Das ist sehr wichtig für mich.

Sie leben zurückgezogen. Sie könnten doch in den sozialen Medien kommunizieren und trotzdem innerhalb der eigenen Privatsphäre bleiben?
Ich bin eigentlich überhaupt kein Social-Media-Mensch, aber natürlich verstehe ich die Bedeutung in der heutigen Medienwelt.

Sie sind seit mehr als 50 Jahren im Geschäft. Welche Ratschläge würden Sie jungen Frauen geben, die heute eine Karriere als Sängerin anstreben?
Bleibt, wer ihr seid, egal was passiert. Nehmt euch Zeit, denkt über alles nach und lasst euch von niemandem zu etwas zwingen, was ihr nicht tun wollt. Und wenn ihr singt, übt, stellt sicher, dass ihr die Noten trefft, und geht sorgsam und respektvoll mit eurer Stimme um. Denn sie ist die einzige, die ihr habt.

Und wenn Sie in der Zeit zurückreisen könnten zu Agnetha, die ihre Karriere 1967 begann, welchen Rat würden Sie ihr geben?
Denselben!

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