Oscars 2013: ‚Argo‘ gewinnt, ‚Lincoln‘ verliert

Zwei Oscars an Österreich, Spielberg verliert, aber Daniel Day-Lewis bricht den Rekord – so war die 85. Oscar-Verleihung

Im Grunde ist die Oscar-Verleihung wie Weihnachten: Man freut sich ewig darauf. Dann ärgert man sich ein bisschen, dass es nicht so ist, wie man es sich vorgestellt hat. Es wird es ein bisschen anstrengend – und bevor man sich umschaut, ist es schon wieder vorbei. Die „85th Academy Awards“ im Dolby Theatre standen also in guter Tradition – sie waren spannend und langwierig, nervig und erfreulich, überraschend und vorhersehbar.  Einen eindeutigen Gewinner gab es diesmal nicht.

In circa 224 Ländern wunderte man sich wohl darüber, wer Seth MacFarlane („Family Guy“, „American Dad“) als Moderator ausgewählt hat – aber zum zehnten Mal Billy Crystal wäre vielleicht zu langweilig gewesen, und sein Botox-Spezialist braucht jetzt auch mal eine Pause. MacFarlane war gar nicht so schlecht, tanzte und sang (okay, ein Lied über Brüste, aber die anderen waren ganz witzig) und las die Witze überzeugend vom Teleprompter ab – natürlich mit der üblichen Portion Selbstironie: Die Oscars vor einer Milliarde Menschen zu moderieren – das sei „so eine Ehre, dass alle anderen nein gesagt haben“.

Um kurz vor drei endlich der erste Preis: Als bester Nebendarsteller wird – nein, nicht Robert De Niro oder Philip Seymour Hoffmann ausgezeichnet, sondern Christoph Waltz! Schön zu sehen, dass die Stimme des sonst immer so perfekten Österreicher mal ordentlich zitterte. Die Rede war natürlich trotzdem makellos. Es folgen Preise für Sound, Make-Up, Kurzfilme und so weiter – nach einer Stunde ist noch kein weiterer wirklich wichtiger Preis vergeben. Und da behauptet Tom Hanks, „Wetten, dass …?“ würde ewig dauern!

Der zweite Oscar an Österreich ist keine große Überraschung: Michael Haneke gewinnt mit „Liebe“ den Preis für den besten ausländischen Film. Die Rede fällt etwas sparsam aus – sein Englisch ist halt nicht so gut, das hatte er im Vorfeld schon zu bedenken gegeben. Auch Anne Hathaway, als beste Nebendarstellerin in „Les Miserables“ ausgezeichnet, bleibt blass. Das Originellste an ihr ist die Kurzhaarfrisur. Deprimierender ist allerdings, dass Nicole Kidman, Reneé Zellweger und einige andere Kolleginnen weiterhin glauben, eine glattgebügelte Stirn lasse sie wie 20 aussehen. Ein für allemal: Es funktioniert nicht. Niemals. Never. No way. Got it? (Apropos unbeweglich: Gilt Kristen Stewart wirklich als „Schauspielerin“, muss das sein? Das Wort „blutleer“ wurde doch für sie erfunden.) Nach 36 Jahren trat Barbra Streisand wieder bei den „Oscars“ auf – als Hommage an Martin Hamlisch sang sie „The Way We Were“. Da kann sogar Adele noch etwas lernen. Aber nicht viel!

Die Britin bezauberte im Glitzerkleid mit „Skyfall“ (und konnte die Tränen gerade noch zurückhalten, als sie den Oscar bekam), Shirley Bassey sang noch einmal „Goldfinger“ – mehr Bond-Geburtstag war dann  aber gar nicht, ein wenig enttäuschend. Und schließlich – endlich, nach gefühlten fünf Stunden – die Hauptpreise: Den Oscar fürs beste adaptierte Drehbuch bekam Chris Terrio („Argo“), den fürs Original-Drehbuch Quentin Tarantino („ Django Unchained“), der sich erfrischend unbescheiden freute. Als beste Hauptdarsteller wurden Jennifer Lawrence („Silver Linings“) und mal wieder Daniel-Day Lewis („Lincoln“) ausgezeichnet. Ang Lee gewann den Regie-Oscar für „Life Of Pi“, bester Film wurde hingegen „Argo“ – und wie glücklich Ben Affleck aussah, das war das Warten wert. Fand sicher auch seine Ehefrau Jennifer Garner, der er ein schönes Kompliment machte: Die Ehe mit ihr sei auch Arbeit, aber die schönste Arbeit der Welt. Ein Glückspilz halt.

Adele erhält den Oscar:

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Die Gewinner:

Bester Film:
Argo – Grant Heslov, Ben Affleck, George Clooney

Beste Regie:
Ang Lee – Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger (Life of Pi)

Bester Hauptdarsteller:
Daniel Day-Lewis – Lincoln

Beste Hauptdarstellerin:
Jennifer Lawrence – Silver Linings (Silver Linings Playbook)

Bester Nebendarsteller:
Christoph Waltz – Django Unchained

Beste Nebendarstellerin:
Anne Hathaway – Les Misérables

Bestes Originaldrehbuch:
Django Unchained – Quentin Tarantino

Bestes adaptiertes Drehbuch:
Argo – Chris Terrio

Bester Animationsfilm:
Merida – Legende der Highlands (Brave) – Mark Andrews, Brenda Chapman

Bester fremdsprachiger Film:
Liebe (Amour) – Österreich (Regie: Michael Haneke)

Bester animierter Kurzfilm:
Im Flug erobert (Paperman) – John Kahrs

Bester Kurzfilm:
Curfew – Shawn Christensen

Bestes Szenenbild:
Lincoln – Rick Carter, Jim Erickson

Beste Kamera:
Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger (Life of Pi) – Claudio Miranda

Bestes Kostümdesign:
Anna Karenina – Jacqueline Durran

Bester Dokumentarfilm:
Searching for Sugar Man – Malik Bendjelloul, Simon Chinn

Bester Dokumentar-Kurzfilm:
Inocente – Sean Fine, Andrea Nix Fine

Bester Schnitt:
Argo – William Goldenberg

Bestes Make-up und beste Frisuren:
Les Misérables – Lisa Westcott, Julie Dartnell

Beste Filmmusik:
Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger (Life of Pi) – Mychael Danna

Bester Filmsong:
Skyfall aus James Bond 007: Skyfall (Skyfall) – Adele Adkins, Paul Epworth

Bester Ton:
Les Misérables – Lon Bender, Andy Nelson, Mark Paterson, Simon Hayes

Bester Tonschnitt:
Zero Dark Thirty – Paul N. J. Ottosson

Beste visuelle Effekte:
Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger (Life of Pi) – Bill Westenhofer, Guillaume Rocheron, Erik-Jan De Boer, Donald R. Elliott

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