„Breaking“: Tu Fawning

Das US-Quartett Tu Fawning spielt auf seinem Debüt "Hearts On Hold" Lieder von verwunschener Schönheit bar jeder Tradition und verortet sich selbst zwischen Glam Rock, Gospel und Grime. Unser Autor Max Gösche fragte nach, wie das gemeint ist.

Die Wahl des Bandnamens ist bekanntlich eine schwierige. Nicht zu lang und nicht zu verkopft sollte er sein, dachten sich Sängerin Corrina Repp und Songwriter Joe Haege, als sie im Jahr 2008 Tu Fawning gründeten. Haege erinnert sich: „Corrina hat Worte und Buchstaben aus dem ‚National Geographic‘ ausgeschnitten und neu zusammengefügt. Bei ‚Tu Fawning‘ wussten wir sofort: Das ist es!“ Repp und Haege tourten einige Zeit als Band, mussten jedoch schnell feststellen, dass es zu zweit nicht so recht funktionierte. „Also fragten wir unsere Freunde Toussaint Perrault (Horn/Gitarre) und Liza Reitz (Klavier/Violine), ob sie Lust hätten, bei uns einzusteigen“, erklärt Haege. Es folgten Konzerte und Proben, „bis wir uns offiziell wie eine Band fühlten“.

„Hearts On Hold“, das erste Album der vier aus Portland, ist so geheimnisvoll, düster und auf abgründige Weise verwunschen wie ihr Bandname. Auf ihrer MySpace-Seite sind unter Genre die Begriffe Glam Rock, Gospel und Grime verzeichnet, was noch mehr Rätsel aufgibt. Zum Glück bietet Haege ein paar Lösungsvorschläge an: „In Glam kommt unsere Fantasie zum Tragen, und den Gospel hört man deutlich in unseren Stimmen.“

Doch was ist mit Grime gemeint? Dreck? Schmutz? „Nein. Gemeint sind elektronische Spielereien – noisy elements.“ Haege ist gelangweilt vom Traditionalismus. „Der einzige Weg für eine Band, heute noch etwas Neues zu kreieren, besteht darin, so viele Einflüsse wie möglich zu sammeln und zu kombinieren“, sagt Haege. Das beinhaltet auf „Hearts On Hold“ unter anderem afrikanische Rhythmen und indonesische Gamelanmusik.

Wie Millionen andere Bands ziehen sich Tu Fawning die Inspiration aus dem Internet. Befragt nach den Produktionsraffinessen bekennt Haege lakonisch: „It’s just the magic of computers.“ Das Debütalbum legt darüber eindrucksvoll Zeugnis ab. Aus elektronischen und akustischen Versatzstücken zusammengeschraubte Stücke wechseln mit elegischen Balladen. Dabei sind Tu Fawning offen für kommerziellere Stile: „Ich mag die Art, wie HipHop das klassische Songwriting beeinflusst“, so Haege. Die musikalische Zukunft seiner Band scheint an keinerlei Konventionen gebunden zu sein.

MAX GÖSCHE

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