10 Jahre Apple Music: „Wir wollten nicht nur eine Jukebox sein“
Der Streamingdienst feiert Jubiläum – und will bei der Musikauswahl weiterhin lieber Menschen als KI einsetzen. Sogar bei der Kontrolle der Lyrics, versichert Apple-Music-Chef Oliver Schusser.
Die Räume und Studios von Apple Music in Berlin sind in einem schlichten, funktionalen U-Bahn-Chic gehalten – hier produziert der Streamingdienst des Tech-Giganten Playlists, Shows und Radioformate, wie das gerade erst gelaunchte Roundtable-Interview-Format „Hyped Zeitgeist“ mit Apple-Host Aria Nejati.
2015 gegründet, feiert Apple Music in diese Woche zehnjähriges Jubiläum. Oliver Schusser ist nach Berlin gereist, ein deutscher Musik- und Tech-Manager, der schon lange in Kalifornien lebt und nach Stationen bei Universal, BMG, Napster und Vodafone bei dem iPhone-Konzert landete, wo er iTunes weiterentwickelte und heute Vice President von Apple Music ist. „Wir wollen die beste Plattform für alle Musikfans, Künstlerinnen und Künstler sein“, sagt er, und dass er Musik in erster Linie als Kunst sehe. Aber ein gutes Geschäft ist sie natürlich auch.
„Wir wollten nicht nur eine Jukebox sein“
Weltweit ist Apple Music inzwischen die Nummer Zwei am Markt nach Spotify; in Deutschland liegen jedoch noch immer Amazon Music und YouTube vor dem Stramingdienst mit dem Apfel. Aber während Spotify heute zunehmend auf KI-generierte Playlists setzt, hält Apple an der Kuration durch echte Menschen (oder: Musik-Nerds) fest. Zumindest ist der Anteil noch erkennbar hoch. Es gibt tatsächlich menschliche Playlistenzusammensteller und Lyrics-Checker, auch echte, leibhaftige Moderatoren, wie Aria Nejati, der von dem führenden Rap-Portal hiphop.de zu Apple Music kam und zur Feier des Tages Paula Hartmann live vor Publikum interviewt.
„Wir wollten nicht nur eine Jukebox sein“, sagt Schusser, wenn er auf die Anfangstage des Streamingdienstes zurückblickt. Qualität sei wichtig, in jeder Hinsicht. So bekommen die User die verlustfreie Musikkompression Lossless und das Raumklangformat Spatial Audio mit dem normalen Abo.
Als Beispiel für inhaltliche Qualität nennt Schusser Apple Music Classical, ein Spartenkanal, der ziemlich tricky in seiner Umsetzung war. Denn Klassikfans suchen nicht einfach nach Beethoven oder „Mondscheinsonate“, denn es gibt tausende von Einspielungen und Interpreten. Hier war eine andere Suchmechanik und Anwenderlogik vonnöten. Und hier ist Apple Music tatsächlich innovativ und führend. Denn mit den auf allen Plattformen im Prinzip gleichen 100 Millionen Songs unterscheiden sich die großen Streamingservices kaum.
Auch die handgemachten Radioprogramme, die man in der Apple App hören kann, sind natürlich anders als KI-generierte Sendungen. Oder von KI-generierten Empfehlungen wie „Wenn Dir Blumfeld gefallen hat, dann hör Dir doch mal Rammstein an“, weil, die singen auch auf Deutsch.
Apple bietet im Gegensatz zu Spotify kein Gratis-Streaming an. Musik habe einen Wert, glaubt Schusser. Und dafür sollten User auch bezahlen. Der wichtigen und bislang nicht befriedigend gelösten Diskussion um eine gerechte Bezahlung der Künstler:innen, muss sich der Apple-Music-Chef im Talk zum Jubiläum nicht stellen. „Wir zahlen für jeden Stream das gleiche“, betont er, „unabhängig von der Anzahl der Streams.“