111 Songs: International Pony – „Superyou“

In der Rolling-Stone-Beilage: "Pop in Deutschland" haben unsere Autoren 111 Bands und ihre besten Songs zusammengetragen. Hans Nieswandt erklärt, warum „Superyou“ von International Pony einer davon ist.

Die Geschichte dieser kleinen Hamburger Supergroup um DJ Koze, Erobique und Cosmic DJ hat bis heute etwas tragisch Unvollendetes. Der flächendeckende Erfolg für das Projekt blieb trotz heftig betriebenen Aufwands aus. Als das traditionelle Popgeschäft, wie wir es kannten, mit seinen Kampagnen, Vorschüssen und ehrgeizigen Zielen nach der Jahrtausendwende schon fast in den letzten Zügen lag, wurde für diese vielversprechende, gutaussehende Band noch einmal alles gegeben, alles hineingesteckt und schließlich auch Beträchtliches erreicht. Vor allem ein immenses Maß an Zuneigung erspielten sie sich, entgegengebracht von ihren ausgesucht schönen und schlauen Fans. Dass die Nachricht von International Pony beim breiten Publikum ungehört verhallte, fiel da zunächst nicht weiter ins Gewicht. Dennoch zerfiel die Band wie ein instabiles Element nach zwei LPs in drei schöne Solokarrieren – geblieben aber sind etliche feine Meisterwerke, von denen ich den Track „Superyou“ von ihrem ersten Album, „We Love Music“, am meisten schätze. Hier ist die Band ganz bei sich, verzichtet auf alle übertriebenen Pop- Konzessionen wie etwa einen Text oder einen Refrain, nimmt stattdessen den angenehmen Electro-Sound, der bis heute vor allem die Open-Air-Festivals und sommerlichen After-Hour-Parties bestimmt, um Jahre vorweg.

Als Live-Band waren sie insbesondere unter freiem Himmel unschlagbar und bahnten ästhetisch, aber auch technisch den Weg für viele andere erfolgreiche Electro-Festivalbands wie, sagen wir, Hot Chip oder WhoMadeWho. Keine jedoch besitzt den warmen hanseatischen Humor, der International Pony so sehr eigen war und der sich nicht nur bei ihren Auftritten zeigte, sondern nicht zuletzt auch in vielen Songtiteln wie „(Hey Little) Gothic Girl“ und „The Royal Pennekaums“). Mit „Superyou“ aber, da meinten sie nicht nur uns alle, sondern auch einander.

Hans Nieswandt

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