The Jesus & Mary Chain

Damage and Joy

Souveränes Rock’n’Roll-Comeback der 80er-Jahre-Helden

Zu Helden der 80er-Jahre wurden William und Jim Reid nicht nur, weil sie bei ihren Kurzauftritten Bühnen zerlegten, sondern auch weil die Brüder aus dem schottischen East Kil­bride Perspektiven boten. Sie inszenierten Noisepop, härteren Shoe­gaze, klar in Großbritannien beheimatet – aus dem aber Hassliebe zu den USA sprach. Highways, Cowboys, Cadillacs: Rock’n’Roll. Diesen Mythos, nicht die Bühnen, wollten sie untersuchen (oder eben zerlegen). Sie komponieren Songs mit „Rock“ im Titel, wie von Bon Jovi erdacht: „Can’t Stop The Rock“. Nur: Die Reids können das als wahrhafte Mission verkaufen. Schotten auf der Suche nach fremden Roots.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Auch auf dem ersten JAMC-­Album seit 1998 spielt der Westen ­eine entscheidende Rolle. Im beeindruckenden „Los Feliz (Blues and Greens)“ singt Jim Reid: „God bless America, God lives in America, the land of the free“, er führt die Revolution an: „To California, where cities fall down and people burn up their town.“ Eine von vielen Ähnlichkeiten mit dem Vorgänger, „Munki“, und dessen Agit-­Slogans wie „McDonald’s is shit, Burger King is hip“. Mit Produzent Youth verfeinern sie nun diesen eigentümlichen Garage-Country-Sound. Wir hören Americana-Phrasen („Love don’t live here anymore, don’t come knocking on my door“), aber auch Bubblegum-­Reime, die richtig knallen: „If any clan can, the Kennedys can.“ Dabei biedern sie sich nie dem Zeitgeist an. Rave-Rhythmen wie auf „Honey’s Dead“ (1992) passten nämlich ebenso wenig zu JAMC wie Power­rock plus Drumcomputer („Auto­matic“, 1989).

Stringent – und bewundernswert

„I need a hole to put my erection“, nölt Reid, Stöhngesang und kontrollierte Ausbrüche in zu Miniaturen verschlankten Liedern sind ja sein Markenzeichen. Das kann man ermüdend finden – oder eben konsequent und bewundernswert. Das Duo engagierte übrigens mehr Kosängerinnen als in den ganzen 34 Jahren ihres Bestehens: Bernadette Denning, Isobel Campbell, Linda Fox und Sky Ferreira. „You got some­thing hard to find“, schmachtet Denning Reid an. Wie recht sie hat! (Warner)