John Glacier

„Like A Ribbon“

Young/Beggars (VÖ: 14.2.)

Vernuschelter, emotionsloser Hipster-Rap aus London.

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Der vermeintliche Er ist eine Sie, der eisige Name bloß ausgedacht. Überhaupt ist nicht viel bekannt über John Glacier, außer ein paar Eckdaten: Geboren im Londoner Stadtteil Hackney, als Tochter jamaikanischer Einwanderer, im Juli 2022 veröffentlichte sie das Mixtape „Lost For Words“, nun folgt mit „Like A Ribbon“ das Debütalbum. Daneben modelt John und wurde zu einem der Gesichter von Daniel Lees Debütkampagne für Burberry, auch auf Instagram zeigt sie sich cool und elegant: „Chat to me, I’m that fashion girl from hackney“, schreibt sie da augenzwinkernd.

Dabei klingen die Tracks des Albums wie ein feuchtnasser Februarmorgen nach einer einsam durchwachten Nacht

Im preisgekrönten Video zu „Cows Come Home“ (von der EP „Duppy Gun“) sieht man die Rapperin im avantgardistischen High-Fashion-Outfit und mit zerlaufenem Make-up durch dunkle Straßen streifen. Am Ende steht sie allein mit erhobener Waffe auf einem Dancefloor, die anderen Tänzer sind in Panik geflüchtet. Sehr stylish und arty. Dabei klingen die Tracks des Albums wie ein feuchtnasser Februarmorgen nach einer einsam durchwachten Nacht. Der Produzent Kwes Darko hat dafür einen Soundteppich produziert, in dem Post-Punk, Shoegaze und CloudRap langsam in Richtung Weltuntergang driften. „Emotions“ klingt nach M.I.A. in halber Geschwindigkeit, Glaciers Rap ist ein Nuscheln und Murmeln, hingeworfene Satzfetzen ohne jede Emotion.

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Anfangs klingt das noch recht interessant, geht vielleicht sogar als Musik zur Zeit durch, weil es momentan ja auch nicht so viel zum Lachen und Feiern gibt. „Show up and I always show out/ No doubt cos I know about ways/ Long days cos I talk about pain/ I’m still running I could talk about strains“, leiert sie in „Money Shows“ einen Text herunter, der wie ein Tagebucheintrag klingt. Eartheater hat sie dabei begleitet, bei „Ocean Steppin’“ bringt Sampha einen Hauch R&B und Neo-Soul mit. Doch wie man dieses Album auch dreht und wendet, es klebt an einer schlecht vorgetragenen Weltuntergangsstimmung, ist die Sorte Tanzmusik, zu der man lieber nicht tanzen möchte.

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Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 2/25.