Zwischen Himmel und Rocky Mountains: Leben und Tod von John Denver
John Denver sang übers Fliegen und starb bei einem Flugzeugabsturz – ein Blick auf sein Leben.
Er war die sanfte Stimme des US-Country. Zugänglich, eingängig, charismatisch – aber auch politisch engagiert. Dass sein größter Hit „Country Roads“ mittlerweile längst von der ruhigen Country-Ballade über die Natur seiner Heimat zum Bierzelt-Stampfer geworden ist, dürfte ihn durchaus wundern.
Aber auch seine anderen Stücke, allen voran „Leaving On A Jet Plane“, sind längst Klassiker geworden. Dass ausgerechnet er, der einst davon sang, dass er wegfliegen würde, später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, ist eine tragische Wendung. Wir widmen uns Leben und Tod von John Denver.
John Denver: Kindheit und Anfänge
John Denver wurde am 31. Dezember 1943 als Henry John Deutschendorf Jr. in Roswell, New Mexico, geboren. Er war das erste Kind von Erma Louise Deutschendorf (geborene Swope) und Henry John Deutschendorf Sr., einem Piloten und späteren Lieutenant Colonel der US Air Force. Durch den Beruf seines Vaters zog die Familie oft um. Die Familie lebte in Arizona, Alabama, Oklahoma, Texas, eine Zeit lang lebten sie auch in Japan.

Denver selbst beschrieb seine Kindheit als teilweise schwierig, so sei sein Vater nicht besonders liebevoll gewesen. Durch das viele Umziehen habe Denver auch Schwierigkeiten gehabt, soziale Kontakte zu knüpfen. Ab 1951 fand Denver etwas mehr Stabilität: Die Familie kaufte sich ein Haus in Tucson, Arizona, da der Vater dort stationiert war. Die Wüstenstadt war jener Ort, an dem John mit seiner Familie vom sechsten bis zum vierzehnten Lebensjahr lebte.
Dass John Denver (mehr zu seinem Künstlernamen etwas später) zur Musik fand, ist seiner Großmutter zu verdanken. Sie war es, die dem jungen John eine alte Gitarre schenkte – eine Gibson. John begann, sich das Instrument beizubringen. Seine musikalische Sozialisation fand sowohl in Kirchenchören als auch später in Rockbands statt.
John Denver: Studium und Clubgigs
Zunächst hatte er eigentlich geplant, Architekt zu werden. Er inskribierte an der Universität im texanischen Lubbock, begann zeitgleich auch, lokale Auftritte zu spielen. Er kam auf den Geschmack – und zwar so sehr, dass er das Studium abbrach, um sich der Musik zu widmen. Dafür brauchte er aber auch einen Dayjob, um sich über Wasser zu halten. So verdiente er sich als technischer Zeichner seinen Lebensunterhalt, an seinen freien Abenden trat er in Clubs auf.
Es war auch zu jener Zeit, als Henry John Deutschendorf seinen Namen änderte: Fortan nannte er sich John Denver. Denver spielte Clubgig nach Clubgig. Zu dieser Zeit wurde Randy Sparks auf Denver aufmerksam. Sparks ist ein US-amerikanischer Singer-Songwriter, der in den 1960er-Jahren eine wichtige Figur in der US-amerikanischen Folkszene war und unter anderem The New Christy Minstrels gründete. Er war erfolgreicher Musiker, aber auch Netzwerker und Förderer junger Talente – sowie Gründer des Ledbetter’s Club in Los Angeles, wo junge Talente wie Denver auftraten. Er trat dem Chad Mitchell Trio bei, wo er sich gegen 250 Mitbewerber durchsetzte. Als Bandchef Mitchell die Band verließ, taufte man die Gruppe auf Denver, Boise and Johnson um.
Als im renommierten Chad Mitchell Trio ein Platz frei wurde, bewarb sich Denver zusammen mit rund 250 anderen Kandidaten. Er setzte sich in dem Auswahlverfahren durch und wurde schließlich engagiert. Kurz darauf verließ Chad Mitchell selbst die Gruppe, woraufhin sich das Trio neu formierte und fortan unter dem Namen Denver, Boise and Johnson auftrat – benannt nach den Nachnamen der drei Mitglieder. Damit war Denver nicht nur Teil einer bekannten Folk-Gruppe, sondern erstmals auch namentlich prominent vertreten.
John Denver: Beginn seiner Solokarriere
Die Gruppe trennte sich 1969, woraufhin Denver mit seiner Frau Ann Marie Martell nach Aspen zog. Im selben Jahr unterschrieb Denver bei RCA Records – zu verdanken war das seinem Manager Jerry Weintraub. 1969 erschien Denvers Solodebüt „Rhymes and Reasons“. Enthalten war hier Denvers Stück „Leaving On A Jet Plane“. Der Song schlug zunächst keine großen Wellen. Im selben Jahr veröffentlichten aber Peter, Paul & Mary eine Version des Stücks, die zum Hit avancierte. Für Denver ein erster Erfolg als Songwriter, als Solokünstler allerdings lief’s noch nicht so rund.
Ein Erfolg wurde Denvers Debüt nämlich nicht – und auch die folgenden Longplayer „Take Me to Tomorrow“ (1970) und „Whose Garden Was This?“ (1970) waren keine großen Hits. Das sollte sich im Jahr 1971 ändern – da veröffentlichte Denver die Single „Take Me Home, Country Roads“ und feierte in vielen Ländern große Charterfolge. Gold für die Single, Platin fürs Album: Denvers Karriereplan ging auf.
Karrierehöhepunkt
Denver legte mit dem Album „Poems, Prayers & Promises“ (1971) nach und wurde zum Star. Ab da lief’s wie geschmiert. „Rocky Mountain High“ (1972) wurde zur Hymne Colorados ernannt, später sogar zum offiziellen Staatssong erklärt. 1974 veröffentlichte er mit „Annie’s Song“ seine große Ballade, mit der er die Spitze der US-Charts erreichte. Weitere Hits folgten, etwa „Sunshine on My Shoulders“ (1973), „Back Home Again“ (1974) oder „Thank God I’m a Country Boy“ – vor allem in der Live-Version ein Riesenerfolg.

Denver war ein Star, auf den man sich einigen konnte. Er war gewiss kein Vertreter des Outlaw-Country, im Gegenteil. Denver hatte ein Saubermann-Image: der freundliche, stets lächelnde Sänger mit der runden Nickelbrille und jugendfreien Songs. Er war politisch engagiert, sprach sich für Naturschutz und Pazifismus aus. 1974 gab man ihm eine eigene TV-Show: „The John Denver Show“ lief auf dem US-Sender ABC.
Als es bergab ging
Denvers Karrierehoch hielt nicht ewig. Gegen Ende der 1970er-Jahre änderte sich die Musiklandschaft. Punk und Disco kamen auf, Synthpop regierte die Hitparade – und Denver schien mit seinem Saubermann-Country irgendwie aus der Zeit gefallen. Die Plattenverkäufe wurden geringer, sein Publikum kleiner. 1982 zerbrach die Ehe mit Annie. Denver widmete sich zunehmend dem Polit- und Umweltaktivismus, machte aber weiterhin Musik.
John Denver: Ehe und Kinder
John Denver war einmal verheiratet: 1967 heiratete er Annie Martell. Mit ihr adoptierte er zwei Kinder: Zachary John Denver und Anna Kate Denver. Die Ehe hielt bis 1982.

John Denver: Sein Tod
Am 12. Oktober 1997 kam John Denver auf tragische Art und Weise ums Leben: Er stürzte mit einem selbstgebauten Flugzeug in der kalifornischen Monterey Bay ab. Denver war ein erfahrener Pilot – jedoch einer ohne gültige Lizenz. Diese war ihm aufgrund medizinischer Auflagen, die mit seinem früheren Alkoholkonsum zusammenhingen, entzogen worden.
Denver hatte in der Vergangenheit mit Alkoholproblemen zu kämpfen und war zweimal wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss verhaftet worden. Schuld am Absturz war laut Untersuchungsbericht eine Kombination aus einem Konstruktionsfehler am Tankwahlschalter des Flugzeugs und einem Bedienfehler. Denver war allein an Bord – und zum Zeitpunkt seines Todes laut Obduktionsbericht nüchtern.