Gene Hackman: Als wäre es ein Armengrab

Geheime Beerdigung, anonyme Ruhestätte. Eine böse Inszenierung von enterbten Kindern?

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Die Tragödie um Oscar-Preisträger Gene Hackman und Betsy Arakawa setzt sich auch zwei Monate nach deren Tod fort. Finales Kapitel: Ein anonymes, liebloses Grab mit kryptischen Gedenkzeichen.

Die US-Ausgabe der englischen Boulevardzeitung „Mirror“ spricht von einer „schockierenden geheimen Beerdigung“. Und wittert eine Rache-Inszenierung seiner aus dem Testament gestrichenen Kinder. Schließlich geht es um ein geschätztes Vermögen von rund 80 Millionen Dollar.

Laut „Daily Mail“ hatten die Kinder aus Hackmans erster Ehe – Christopher, Elizabeth und Leslie – die Friedhofsverwaltung in Santa Fé/New Mexico angewiesen, weder die Logistik für eine Trauerfeier bereitzustellen noch die Öffentlichkeit über den letzten Gang der Hackmans zu informieren.

Am Grab: Zwei Muscheln und ein abgelegtes Buch

Seitdem haben verschiedene Reporter Spurensuche auf dem Friedhof Memorial Gardens am Stadtrand betrieben. Sie fanden zwei Muscheln und ein abgelegtes Buch. „Nichts erinnerte bei seiner Beerdigung an den einstigen Filmstar-Glanz“, befand die „Bild“.

Bei dem Buch soll es sich um „Die Wolfsfrau: Die Kraft der weiblichen Urinstinkte“ von Fantasy-Autorin und Psychoanalytikerin Clarissa Pinkola Estés handeln. Wer es dort platzierte und ob es eine tiefere Bedeutung hat, weiß man nicht. Es bleibt eine letzte Ruhestätte im Off.

Letzte Ruhestätte von Hackman und Arakawa: ein posthumes Mysterium

Hackmans stattliches Vermögen sollte seiner Frau Betsy zufallen, die aber noch vor ihrem Mann verstorben ist. Diese Umstände machten einen Dringlichkeitsantrag für einen Nachfolge-Treuhänder nötig, den ein Richter bereits genehmigt hat. Bis auf weiteres bleibt die Nachlass-Situation offen. Aktuell ist noch unklar, wem (abgesehen vom Pflichtanteil) Hackmans Erbe zusteht.

Es sollen die Töchter Leslie und Elizabeth gewesen sein, die für ein heimliches Begräbnis und eine ultra-schmucklose Gestaltung der letzten Ruhestätte votierten. Ob aus „Rache“ oder getragen von einem minimalistischen Verständnis von Erinnerungskultur (Stichwort: „Baumbestattung“) sei dahingestellt.

So bleibt auch auf dem Friedhof jene bedrückende Aura erhalten, die mit dem Tod von Weltstar Gene Hackman und seiner Frau Betsy Mitte/Ende Februar aufgezogen war. Ein posthumes Mysterium.

Ralf Niemczyk schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.