Swans

„Birthing“

Mute (VÖ: 30.5.)

Mehr Intensität als bei Michael Gira geht nicht.

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In Anbetracht seiner den Horizont erschütternden Klangkathedralen mag man kaum glauben, dass Michael Gira die Songs der Swans überwiegend allein und auf der akustischen Gitarre schreibt. Melodien sucht man auch in den Rohfassungen vergeblich, es geht um das Verhältnis zwischen Stimme und Sound. Die Arbeitsweise hat sich der New Yorker von einem seiner Helden abgeschaut: Howlin’ Wolf hämmerte einst Blechdosen gegeneinander, um seinen Gesang auf rudimentäre Art und Weise zu begleiten. Gira drischt stattdessen in die Saiten, derbe und hart, dazu erhebt er seine Stimme wie ein Prediger, der die Apokalypse verkündigt.

Das Samenkorn wurde von Howlin’ Wolf gelegt

Sieben neue Anrufungen hat er für das fast zwei Stunden lange Dreifach-Album „Birthing“ ausgesucht und mit den üblichen Verdächtigen in der Berliner Soundfabrik aufwendig arrangiert und eingespielt. Kristof Hahn, Larry Mullins, Norman Westberg, Dana Schechter, Phil Puleo und Christopher Pravdica bilden aktuell den Kern der Swans, ergänzt durch ein halbes Dutzend Gastmusiker:innen und  -sänger:innen. Das Ergebnis ist absolut bemerkenswert. Jeder Musiker spielt in jedem Stück gleichmehrere Instrumente, die Spur für Spur übereinandergelegt werden, bis sich ein Soundmonster emporrankt, das es mit dem „Ring des Nibelungen“ aufnehmen kann.

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Getragen von oft ruhig nach vorn schreitenden, aber gelegentlich auch eruptiv explodierenden Rhythmen entsteht Trance-Musik voll faszinierender Details. Wie bei einem Mandala sind Instrumente und Töne nahtlos ineinander verschränkt, bilden hypnotische Klangfolgen und Soundpatterns. Etwas Archaisches liegt in diesem Zen-Blues, der längst alle Kategorien hinter sich gelassen hat und nur noch für sich selbst steht. Doch das Samenkorn wurde von Howlin’ Wolf gelegt.

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Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 6/25.