Sean Combs: Termin für Urteilsverkündung steht
Sean Combs wurde in zwei Fällen der Anstiftung zur Prostitution für schuldig befunden, jedoch vom Vorwurf des Menschenhandels und der Verschwörung zur Erpressung freigesprochen
Fast eine Woche nachdem Sean Combs vom Vorwurf des Menschenhandels mit zwei Ex-Freundinnen sowie der Verschwörung zur Erpressung freigesprochen wurde, soll der Hip-Hop-Mogul am 3. Oktober für seine Verurteilung wegen minderer Anklagepunkte der Anstiftung zur Prostitution das Urteil erhalten.
Obwohl das hochrangige Verteidigerteam des 55-Jährigen ursprünglich eine schnellere Anhörung beantragt und das vorgeschlagene Datum zurückgewiesen hatte, einigten sie sich kurz vor der für Dienstagmittag angesetzten Verhandlung auf den Termin Anfang Oktober.
Combs wartet derzeit im Metropolitan Detention Center in Brooklyn auf seine Urteilsverkündung, wo er seit seiner Festnahme im September in Haft ist. (Richter Arun Subramanian hatte zuvor klargestellt, dass die bisher verbrachte Zeit in Untersuchungshaft auf das endgültige Strafmaß angerechnet wird.)
Verteidigung strebt Mindeststrafe an
Die Verteidigung setzt sich dafür ein, dass Combs das Mindeststrafmaß erhält, das sie mit 21 bis 27 Monaten angibt. Unterdessen erklärten Staatsanwälte des Southern District of New York, dass die Strafrichtlinien eine Freiheitsstrafe von 51 bis 63 Monaten vorsehen. Und man voraussichtlich sogar eine längere Haftstrafe beantragen werde.
Nach einem intensiven, achtwöchigen Strafprozess sprach eine Jury aus acht Männern und vier Frauen Combs vom Vorwurf frei, seine früheren Freundinnen Casandra „Cassie“ Ventura und die unter Pseudonym auftretende „Jane“ sexuell ausgebeutet zu haben. Beide Frauen sagten unter Tränen aus, der Gründer von Bad Boy Entertainment habe sie gezwungen, Sex mit männlichen Escorts zu haben. Sogenannte „Freak-Offs“ oder „Hotelnächte“.
Staatsanwaltschaft sprach von kriminellem Netzwerk
Staatsanwälte beschrieben Combs’ treues privates Team – darunter persönliche Assistenten, Stabschefs und Leibwächter – als ein kriminelles Netzwerk, das in eine Verschwörung zur Erpressung verwickelt sei. Sie behaupteten, diese Mitarbeiter hätten drogeninduzierte „Freak-Offs“ ermöglicht, indem sie die Reisen der Frauen organisierten. Hotelsuiten mit Babyöl und Sexspielzeug ausstatteten. Und Combs zu jeder Tages- und Nachtzeit mit illegalen Substanzen belieferten.
Die Jury wies die Behauptung einer Verschwörung zur Erpressung zurück. Sie befand Combs jedoch für schuldig, männliche Escorts auf seine Kosten nach New York, Miami, Los Angeles und andere Orte fliegen zu lassen, damit sie mit seinen Freundinnen Sex haben, während er zusah. Nach den sexuellen Begegnungen wurden die Männer mit Geldbündeln bezahlt.
Combs bestritt die Anklagepunkte vehement. Und seine Anwälte warfen der Regierung vor, den Mogul im Rahmen eines überzogenen Machtmissbrauchs ins Visier genommen zu haben. Sie räumten ein, dass Combs in seinen romantischen Beziehungen gewalttätig gewesen sei. Sie wiederholten jedoch immer wieder einen Satz. „Häusliche Gewalt ist kein Menschenhandel.“
„Heute ist ein großartiger Tag“
Als die Jury vergangenen Mittwoch den Gerichtssaal verließ, sank ein überwältigter Combs auf die Knie. Er dankte Gott. Sichtlich erleichtert darüber, dass Anklagepunkte, die eine lebenslange Haftstrafe bedeutet hätten, erheblich reduziert worden waren. Im Gespräch mit Combs’ Kindern nach dem Urteil erinnerte Combs’ Hauptverteidiger Marc Agnifilo daran, dass seinem Mandanten zwar die Freilassung bis zur Urteilsverkündung verweigert wurde, der Freispruch in den schwerwiegenderen Anklagepunkten jedoch ein großer Sieg sei. „Heute ist ein großartiger Tag“, sagte er. „Er bekommt sein Leben mit euch allen zurück.“
Antrag auf Freilassung abgelehnt
Angesichts des Freispruchs in den schwerwiegenderen Anklagepunkten hoffte Combs auf eine Freilassung bis zur Urteilsverkündung. Richter Subramanian lehnte den Antrag jedoch rasch ab. Er erklärte, Combs habe nicht nachgewiesen, dass von ihm keine Gefahr für die Öffentlichkeit ausgehe.
Trotzdem erklärte Agnifilo, der Kampf sei „noch lange nicht vorbei“. Vor dem Gerichtsgebäude sagte er vergangenen Mittwoch: „Wir werden nicht aufhören, bis er als freier Mann zu seiner Familie zurückkehrt.“