Parcels
„Loved“
Because (VÖ: 12.9.)
Liebestoller Disco-Pop der Wahlberliner.
Es liest sich wie ein Indie-Märchen. Da gründen fünf Jugendfreunde eine Band und ziehen gemeinsam von Australien nach Berlin, wo sie zwischen Plattenbauten und Kellerclubs ihre musikalische Identität finden. Mit Retro-Dance erobern Parcels die Herzen, werden von Daft Punk ins Studio eingeladen. Sie haben zwei Alben veröffentlicht, darunter ein ausuferndes Konzeptwerk. Live vor den Geistern von Bowie und Falco in den legendären Hansa Studios gespielt. Und sind zum Inventar jedes DJ-Sets und jeder Indie-Playlist geworden, als hätten sich alle Hipster dieser Welt Hals über Kopf in sie verguckt.
Eine gemeinsame Tonart haben Parcels mittlerweile gefunden
Und als wäre das Quintett liebestrunken von so viel Zuspruch, kreist ihr drittes Album nun um das große Thema Liebe. „Loved“ ist wohlklingend, Musik für rosarote Kopfhörer. Durch „Leaveyourlove“ stampft die Bassdrum, da quietschen die Synthies und tänzeln die Gitarren über die Off-Beats hinweg. Nile Rodgers lässt grüßen. Das nostalgische „Summerinlove“ besingt eine Affäre, im Outro umkreisen sich die Falsettstimmen wie zwei Liebhaber. Erstmals haben sie ihren ausgefeilten Satzgesang gemeinsam aufgenommen, so wie einst die Beach Boys: fünf Männer, um zwei Mikrofone geschart.
Anderes wirkt wie vergebene Liebesmüh. „Sorry“ etwa, das mit schlurfendem Reggeaton-Rhythmus aus der Reihe fällt. Oder der zentnerschwere Funk von „Everybodyelse“, Jamiroquai in Zeitlupe. Parcels gefallen sich etwas zu sehr in ihrer uniformen Harmonie – Experimente würden den tanzenden Club wohl nur verschrecken. Es bleibt „Iwanttobeyourlightagain“. Sirrende Keyboards, gezupfte Gitarren. „I remember when we were green/ Five people in two sets of keys.“ Eine gemeinsame Tonart haben Parcels mittlerweile gefunden. Herzallerliebst.
Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 9/2025.