Popol Vuh
„In den Gärten Pharaos“
Cherry Red (VÖ: 3.10.)
Wieder auf Vinyl erhältlich: Zwei Klassiker des Krautrock.
So könnte es klingen, das verlorene Paradies: Aus versteckten Höhlen dringen ekstatische Trommeln, ein Wasserfall rauscht in der Ferne, auch das Paddeln von Ruderern ist zu hören. Wie eine Erscheinung schwebt über allem der sphärische Klang von Florian Frickes Moog-Synthesizer. „In den Gärten Pharaos“, der Titeltrack des zweiten Albums der Münchner Band, war 1972 selbst für Kosmische-Musik-Verhältnisse etwas Besonderes. „This is divine healing music – a wondrous elegiac Adam and Eve trip“, schwärmte Julian Cope in seinem Standardwerk „Krautrocksampler“. Das Stück nimmt die gesamte erste Seite dieses lange schwer zu bekommenden Albums ein. Die B-Seite gehört dem in der Stiftskirche Baumburg aufgenommenen, 20-minütigen „Vuh“. Die Drone-artigen, stehenden Töne der Kirchenorgel werden unterstützt von Synthesizer und zischelnden Becken.
Eine sakrale Musik, die den Blick in die Dunkelheit richtet – und das, was möglicherweise dahinter liegt
Eine sakrale Musik, die den Blick in die Dunkelheit richtet – und das, was möglicherweise dahinter liegt. Der Nachfolger „Hosianna Mantra“ (★★★★) ist von heller, kristallklarer Schönheit und überwiegend akustisch eingespielt. Popol Vuh sind nun nur noch Florian Fricke plus wechselnde Begleitmusiker, eine Entwicklung hin zu den Herzog-Soundtracks zeichnet sich ab. Neben den schnell perlenden Pianoläufen ist es vor allem das hochmelodische Spiel des 17-jährigen Gitarristen Conny Veit, das hervorsticht, auch der entrückte Gesang der Japanerin Djong Yun setzt Akzente. Einigen alten Fans ging Frickes Suche nach christlich geprägter Spiritualität nun jedoch zu weit. Tatsächlich war „ein tiefes seelisches Schwingen angestrebt und verwirklicht“ (Fricke). „Hosianna Mantra“ wurde ein Wegbereiter der New Age Music. Das sollte aber niemanden davon abhalten, sich mit diesem großartigen Album zu beschäftigen.
Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 9/2025.