Sean Combs hat den Leuten im Knast beigebracht, wie geil er sei

Sean Combs unterrichtete im Gefängnis „Free Game With Diddy“ über Business-Skills – als Argument für ein mildes Urteil.

ROLLING STONE Badge
Empfehlungen der Redaktion

Sean „Diddy“ Combs nutzte seine Zeit im Gefängnis, um Mithäftlinge in Unternehmensführung, Unternehmertum und, im Grunde, darin zu unterrichten, wie man mehr wie Sean „Diddy“ Combs wird.

Ein Kurs über Erfolg – und das Ego

Das Curriculum für den Kurs „Free Game With Diddy“ wurde zusammen mit Erfahrungsberichten von Teilnehmern und einer positiven Bewertung des zuständigen Sozialarbeiters beim Gericht eingereicht. Das Ziel von Combs’ Anwälten ist klar. Ein möglichst mildes Urteil nach seiner Verurteilung wegen zweier Fälle von schwerer Prostitution.

Der sechswöchige Kurs wird beschrieben als „Bildungsprogramm, das Teilnehmern essenzielle Fähigkeiten in Unternehmensführung, Unternehmertum und persönlicher Entwicklung vermittelt“. Combs verknüpfte die Inhalte eng mit seiner eigenen Karriere. Von bescheidenen Anfängen bis hin zum globalen Mogul.

Die Kursübersicht bestand aus Schlagworten aus der Business-Welt. „Successful People Do What Unsuccessful People Won’t Do“, gefolgt von Unterpunkten wie „No ego“, „Out Work the Competition“ und „Ego – the conscious self“. Weitere Sitzungen trugen Titel wie „Just Do It“ (kurzfristige Ziele, Planung), „Time Waits for No Man“ (Bedeutung von Deadlines) oder „The Marathon 26.2“ (Langfristigkeit, Verantwortung, Preis des Erfolgs). Als Bonus gab es „Can’t Stop Won’t Stop“ – mit den Kernpunkten „Don’t stop“ und „Never give up“.

Zwischen Selbsthilfe, Karriere-Coach und Kultfigur

Eine Aufgabe: ein Essay verfassen, das Lehren aus Combs’ Lebensweg, persönliche Erkenntnisse und Methoden für langfristige Ziele vereinte. Kritiker bemängeln jedoch, dass der Kurs nichts über Combs’ private Skandale oder Gewaltgeschichte enthielt. Nach der Ausstrahlung des Videos, in dem er 2016 seine damalige Partnerin Cassie schlug, sprach Combs zwar von Therapie und Rehab. Eine Recherche des ROLLING STONE belegte jedoch später weitere Missbrauchsvorwürfe.

Trotzdem äußerten sich Mitinsassen begeistert. „Weil es diesen Kurs gibt, habe ich einen Zweck“, schrieb einer. Ein anderer erklärte: „Es sind die kleinen Anpassungen im Alltag, die große Veränderungen bringen.“ Mehrere betonten, dass Combs die Wichtigkeit realistischer Ziele und Demut herausgestellt habe.

Lob der Mithäftlinge – und offene Fragen

„Auch hinter Gittern und mit begrenzten Mitteln habe ich gesehen, wie dieser Mann Magisches bewirkt“, schrieb ein Teilnehmer. „Er hat Einheit zwischen allen ethnischen Gruppen geschaffen.“

Ob das Programm das Urteil beeinflussen wird, entscheidet Richter Arun Subramanian am 3. Oktober. Die zentrale Frage bleibt. Ist es ein Gewinn, wenn ein Mann, der zugleich als erfolgreicher Unternehmer und als überführter Gewalttäter gilt, andere lehrt, ihm nachzueifern?

Jon Blistein schreibt für den ROLLING STONE USA. Hier geht es zum US-Profil