Zwischen den Bongs

Beim Duo BASEMENT JAXX geht es nicht um die Neuerfindung von House, sondern um Funk, Seele, Melodie. Kanten sind dabei durchaus erwünscht

Was für ein Gefühl, wenn die Welt einen umarmt. In England haben Basement Jaxx für ihre neue Platte „Rooty“ so viel euphorisches Kreischen und schicke Titelfotos abgekriegt, dass sie schon jetzt als rechtmäßige Eigentümer des Party-Sommers gelten dürfen – in den House-Qubs von Brixton und den Open-Air-Discos auf Ibiza, wo normalerweise demonstrative Volksbelustiger die besten Chancen haben. Und zu denen zählen Felix Bunton und Simon Ratcliffe gerade nicht.

Leute zum Tanzen zu bringen, verrät Ratcliffe, sei viel trivialer, als die meisten denken: „Wäre das der Sinn der Sache, wäre Musikmachen eine armselige und unkreative Angelegenheit.“ Was die zwei in ihrem Studio im Süd-Londoner Stadtteil Camberwell anmixen, klingt am Anfang zwar oft nach minimalistischem Underground-House. Die eigentliche Arbeit geht dann aber erst los, das Bosseln und Feilen, das Jonglieren mit Latin-Bläserchören und Prince-Gitarren., ,Funk und HipHop haben wir immer geliebt“, sagt Ratcliffe, „irgendwie tanzbar bleibt es also auf jeden FalL Darum brauchen wir uns nicht groß zu kümmern.“ So, wie auch im Rock’n’Roll fast keinem Solo-Gitarristen das Blues-Schema ernsthaft auszutreiben wäre.

Schon J(emedy“, die erste Platte von Basement Jaxx, war vor gut drei Jahren ein Großerfolg auf den Tanzböden, der viele ins Philosophieren brachte: Man sprach von einer Neuerfindung des House, was Ratcliffe freilich für ein Missverständnis hält: „Bei Tanzmusik denken alle nur an das Bong-Bong-Bong. Dabei kommt es auf das an, was zwischen den Bongs ist.“ Funk, Seele, Melodien. Sachen, die auch nach der Ausnüchterung am nächsten Morgen noch Bestand haben. So ist „Rooty“ (benannt nach der Clubnacht, die Basement Jaxx lange in einem Pub in Brixton veranstaltet haben) ein großherziges, flirrendes Sommeralbum geworden, das man unbedingt auch zu Hause hören kann.

Die Aufgaben sind bei dem Duo klar verteilt. Ratcliffe ist der Alleshörer, der auch durch Punk und Indie gegangen ist, Buxton der cluberfahrene Raritätensammler. Die Bruchkanten zwischen diesen Elementen in ihrer Musik kaschieren Basement Jaxx überhaupt nicht. Der Patchwork-Sound ist für Ratcliffe das Ideal: „Das war schon beim frühen House so, dass da Sachen aneinanderstießen. DJs, die keine Musiker waren, haben Musik gemacht, und so waren die Basslinien meist ein bisschen schräg und verstimmt. Das mag ich an House: Irgendwas ist immer ein bisschen falsch.“ Manche machen trotzdem alles richtig.

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