Es gibt bessere HipHop-Plätze als Ulm, aber wo die KINDERZIMMER PRODUCTIONS sind, ist oben

Deutscher HipHop und die Hauptstadtfrage: Die Antwort hängt natürlich nicht von der Szene-Qualität ab, die eh niemand beurteilen kann, sondern davon, wo die spektakulärsten Platten herkommen. Unlängst noch Stuttgart, zurzeit Hamburg. Ulm gilt nicht, das hat Dorf-Status, da gibt es im öffentlichen Auge auch nur die Kinderzimmer Productions – die erste Platte musste ’94 (legendär!) wegen eines nichtlizensierten Kate-Bush-Samples eingestampft werden, auf der vierten und neuen “ „Wir sind da, wo oben ist“ stellen sie sich geschickter an. Geschickter als frühen weil sie ihre Quellen besser verwischen, geschickter als andere Crews der Gegenwart (obwohl sie selbst das nicht behaupten), mit komplex-quergängigen Stücken, alle im entpannten Mittel zwischen locker und schlau.

Immerhin waren in U-Stadt (Ulm im Kinderzimmer-Slang) US-Soldaten stationiert, die New-School-HipHop mitbrachten. Stuttgart ist nah, wo die jetzt teils verpönten Fantastischen Vier eine echte Initialzündung vollbrachten, sagt Rapper Henrik von Holtum: „Jemand, der heute 16 ist, kann nicht nachvollziehen, was für eine blöde, bornierte, spießige Scheiß-Idee es damals war, deutsch zu texten. Eine deutsche Old School gab’s zwaq aber die haben wir erst später durch Fernsehfilme kennengelernt. Ich musste meine Position gegenüber der Gruppe Advanced Chemistry revidieren, dachte immer, die beschwören eine gute alte Zeit, die es nie gab.“ Die beste Zeit begann für Henrik und DJ Sascha Klammt, als sie statt nur fürs Ulmer Rock-Publikum (mit dem sie sich gut verstanden) gelegentlich auch für Insider in Hamburg und Bremen spielten. U-Stadt ist in dieser Beziehung halt U-Dorf.

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