The Ting Tings

An einem Samstag im Oktober 2007 zelebrierte das aus Katie White (Gitarre und Gesang) und Schlagzeuger Jules De Martino bestehende Duo The Ting Tings ein Performance-artiges Konzert im Berlin-Kreuzberger „West Germany“. Der in einem ehemaligen Ärztehaus liegende Club am sozialen Brennpunkt Kottbusser Tor wird seit einiger Zeit als krudes Veranstaltungszentrum für kunstsinnige Events jeglicher Couleur genutzt.

The Ting Tings hängten hundert unbedruckte sleeves ihrer 7″ „Fruit Machine“ an eine Wand und gaben sie zur freien Gestaltung durch die Besucher frei. Schließlich spielten sie noch sechs ihrer scheppernden Electroclash-Songs mit unbedingt hohem Wiedererkennungswert – und schon war wieder Schluss. Die Aktion, deren Ergebnisse man im Internet bewundern kann, war Teil einer größer angelegten Inszenierung mit drei weiteren Konzerten nach gleichem Konzept in New York, London und Salford.

Salford? Das mittelgroße Städtchen bei Manchester ist die Heimat der Ting Tings. Im dortigen Künstlerkollektiv Islington Mill (dessen Protagonisten freundschaftliche Beziehungen zum „West Germany“ unterhalten) unternahmen White und De Martino die ersten musikalischen Schritte. Zumindest auf Fotos sieht Katie ein bisschen so aus wie die junge Debbie Harry, und auch hier gilt: Den verschmierten Lippenstift und zerrissene Netzstrumpfhosen bitte immer mit dazu denken. The Ting Tings passen mit ihrem Dilettantismus, den eingängigen Refrains, der Rhythmus-Fixierung und Whites Kleinmädchencharme perfekt zum grassierenden Elektro-Pop-Boom. Die Beats erinnern an die Sugarhill Gang, der Gesang an die junge Neneh Cherry. Inzwischen liegt mit „We Started Nothing“ auch das erste Album vor. Stimmt natürlich: keine neue Bewegung, sondern wieder nur Spaß.

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