Robert Francis: Leben wie im Film

Er feierte mit Harry Dean Stanton und lernte von Ry Cooder. Nun reanimiert Robert Francis den Westcoast-Sound des alten L.A.

Das muss man erstmal schaffen: Noch keine 23 – und schon die erste Klage am Hals. Pedal-Steel-Gitarrist Graham Lathrop, eine Mann der ersten Stunde, fühlte sich nicht mehr angemessen entlohnt für sein Wirken auf den beiden bisherigen Robert-Francis-Alben, also verklagte er den Chef. Verstehen kann Francis das nicht: „Frag den Rest der Band, ich versuche so viel wie möglich für sie rauszuholen. Ich bin dankbar, dass sie meine schlechtesten Seiten gesehen haben, mit zuviel Alkohol und jeder Menge Ärger, und trotzdem bei mir geblieben sind.“

Früh dran war er mit allem, dieser „Außenseiter mit komischen Eltern“ (Francis über Francis). Seine älteren Schwestern Juliette und Carla brachten ihm Nick Drake und Dino Valenti nahe, als die Klassenkameraden noch Green Day hörten. Und seine erste Slide-Gitarre bekam Francis bereits mit neun geschenkt – von Ry Cooder, dessen Sohn Joachim mit Julie­tte verheiratet ist. Cooder zeigte ihm auch, was guten von schlechtem Blues unterscheidet. „Er hat einfach gespielt und gewartet, dass ich etwas frage“, erinnert sich Francis. „Und dann hatte ich zwei Minuten, um etwas von ihm nachzuspielen. Da musste ich schnell lernen.“ Das tat er: Keine zwei Jahre später schleppten ihn die Schwestern ins „Mint“, wo Harry Dean Stanton Geburtstag feierte. Mit Whiskey, Blues und Klein-Robert als Zugaben-Gast auf der Bühne neben Chaka Khan.

Fortan wusste Francis genau, was er vom Leben wollte: Bisschen High School, aber nicht aufs College. Ein altes Auto, ein schönes Mädchen, den Hund und das Haus dazu und schließlich „als Musiker zu einer Familie nach Hause kommen“. Mit 17 fährt er bereits eine 68er-Chevelle. Nur mit dem Mädchen und dem Rest klappt es nicht so recht. Was ihm – an einem depressiven Morgen nach einer Party – den ersten eigenen Song („Little Girl“) beschert und jetzt mit „Before Nightfall“ schon das zweite break-up-Album.

Auch wenn man ihn nicht kennt, tippt man bei dieser Musik sofort auf einen Absender aus der dritten Westcoast-Generation, der den klassischen L.A.-Sound fortschreibt. „Früher mochte ich L.A. nicht besonders“, sagt Francis. Aber jetzt: „Das Meer, die Berge, der Wald, die Stadt – hier kommt alles zusammen. Und das kommt bestimmt auch in der Musik zum Ausdruck.“ So ist es.

Jörg Feyer

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates