„All Gates Open -The Story Of Can“: Ein Hoch auf die Collage

Eine umfassende Biographie über Can, mitgeschrieben von Gründungsmitglied Irmin Schmidt, demonstriert auf eindrucksvolle Art, warum die Band auch fast 40 Jahre nach ihrer Auflösung noch relevant ist.

Can begannen eigentlich erst zu existieren, als sich die Band 1979 aufgelöst hatte. Diese widersinnig scheinende These steht am Anfang von Rob Youngs Tiefenbetrachtung des Schaffens der im eigenen Land lange eher igno­rierten, aber international bedeutendsten deutschen Band neben Kraftwerk.

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Die Musiker, allen voran Irmin Schmidt, sorgten nämlich mit viel Sendungsbewusstsein dafür, dass ihre fiebrigen Avantgarde-Klänge auch nach dem Auseinanderfallen der Formation in Erinnerung blieben. Weil man ihre Platten, wie Mark E. Smith feststellte, aufgrund ihres kultischen Symbolwerts kaufte. Ein großer Anteil dürfte Managerin Hildegard Schmidt zugeschrieben werden: Sie hatte einen Plan, wie man einen Mythos zu Geld macht.

Behind the scenes

Das große Theater dieser Band breitete sich aber nicht in erster Linie auf der Bühne, sondern hinter verschlossenen Studiotüren aus. Dort arbeiteten vor allem Schmidt und Czukay wie besessen an neuen Sounds. Das Buch erlaubt einen Einblick in diese kreativen Prozesse.

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Neben der Band-Biografie enthält „All Gates Open“ mit „Can Kiosk“ einen zweiten Teil, in dem Irmin Schmidt zuweilen launisch Künstler und Verehrer interviewt, zudem Tagebucheinträge, Produktionsskizzen und ernsthafte Reflexionen über das, was die Musik von Can in den Menschen auslösen soll.

Dieses herrlich konfus daherkommende Gedankenkonvolut, collageartig zusammengestellt (laut Schmidt genau in dem Stil, wie die Musik von Can entstand), ist der Höhepunkt des weitschweifigen, aber dennoch dankbar angenommenen Erinnerungswälzers.

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