Alte Songs mit neuer Sprache

Statt sich auf andere zu verlassen, arbeitet Mark Eitzel inzwischen lieber alleine - am Computer

Die Erleuchtung kam Mark Eitzel, als er mal wieder einem dieser Produzenten gegenübersaß, die nur eins gut finden: sich selbst im Spiegel hinter dem Musiken Und dann war da noch Jason Carmer, laut Eitzel ein „brillanter Studiomann“, der es für Bands wie Third Eye Blind nicht unter 1000 Dollar pro Tag tut. Plus Assistent für 50 Dollar die Stunde, versteht sich. Für Eitzel machte er es ’99 erst mal umsonst – Steuerabschreibung. Doch dann kam die nächste Steuererklärung und Carmers Frage: Wofür arbeite ich jetzt? Die Antwort: nicht mehr für Mark Eitzel. Dabei war der Rest nur noch Formsache.

So nahm der Ex-American Music Club-Chef die Dinge für sein neues Album „The Inrisible Man “ selbst in die Hände. Die mussten zwar erst lernen, wie man einen G4-Mac programmiert, doch war er es „auch so leid, den Leuten zu sagen: Jetzt machst du das! -Antwort: Nö, ist zu mir zu blöd. – Aber es ist das, was ich will!“ Er habe sich „dauernd mit Leuten gestritten, ihre Egos gefüttert, damit sie gut für mich arbeiten. Dabei arbeite ich härter ab jeder andere an meinen Platten. Jetzt kann ich sie so machen, wie ich will.“

An große Firmen verschwendet der Solitär aus San Francisco keinen Gedanken mehr, nachdem selbst die Produktion von R.E.M.-Gitarrist Peter Bück keine kommerziellen Fortschritte brachte. Was für Songwriter wie ihn heute generell noch geht und – vor allem – was nicht, darüber zerbricht sich Eitzel „die ganze Zeit“ den Kopf.

Fazit? „20 Jahre lang haben Songwriter die Welt regiert, heute hat HipHop diese Funktion übernommen. Aber die Message ist eine andere: Jeder weiß alles, jeder ist cool, jeder nimmt Drogen. Songwriter scheinen nicht mehr wichtig zu sein.“ Vielleicht müssen sie nur eine neue Sprache lernen? „Genau. Der Songwriter heute muss sich an eine neue Welt anpassen. Denn die Erwartung ist weg, dass man an und mit Musik wachsen könnte. Musik ist mehr Tapete als je zuvor.“ Eitzels Antwort auf die Herausforderung der Moderne sind „surreale Zwei-Minuten-Songs, die sich wie TV-Werbung anhören“.

Doch in “ Sleep“ träumt er noch mal von einem guten alten Song, und die Pedal Steel Guitar wird zur Metapher „fiir einen romantischen Blick auf die Vergangenheit. Ich liebe die Schönheit des Instruments.“ Den entsprechenden Session-Mann konnte sich Mark Eitzel natürlich nicht leisten.

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