Am 49. Grad links ab

Mangels eigener Lieder hat k.d. lang den Songwritern ihrer Heimat Kanada ein Denkmal gesetzt

Haben Sie sich mal gefragt, was k.d. lang wohl eher ist, Sängerin oder Komponistin? Die Künstlerin selbst jedenfalls fragt sich das oft., Jch habe eigentlich immer ganz gut eine Balance aus beidem hinbekommen“, sagt sie mit etwas sorgenvoller Stimme, „aber im Moment klappt es gar nicht gut mit dem Schreiben.“

Eigentlich hätte nämlich ungefähr jetzt ihr erstes Album mit eigenem Material seit „Invincible Summer“ von 2000 vorliegen sollen. Doch die Songs wollten nicht kommen. „Komponieren ist immer schwer für mich“, bekennt sie, -ich muss alle denkbaren Störfaktoren eliminieren und für eine lange Zeit mit mir allein sein. Ich hatte aber zuletzt keine Chance, ein Jahr lang mit niemandem zu reden!“ Schließlich war k. d. lang sei „Invincible Summer“ nicht untätig, sondern kollaborierte hier und da und nahm ein Album mit Tony Bennett auf, auf dem die beiden ungleichen Stimmkönner lauter Cover-Versionen von amerikanischem Liedgut singen. „Wenn es soweit ist, werde ich schon schreiben können“, lächelt sie, „ich mache mir in diesem Punkt keinen Druck mehr.“

Das, zumal ihr beim besagten Album mit Tony Bennett die Idee für eine Platte kam, die keine neuen Lieder brauchen würde. „Während der Aufnahmen war ich umgeben von all dieser kanonisierten US-amerikanischen Musik“, erinnert sich k.d., „da dachte ich, es sei an der Zeit, so etwas auch für Kanada zu tun. Immerhin ist meine eigene musikalische Sozialisation praktisch ausschließlich von kanadischen Künstlern geprägt. Außerdem denke ich, dass es die Aufgabe von Sängern ist, Standards zu prägen. Dazu will ich meinen Teil beitragen.“

Auf der nun fertigen Platte, „Hymns Of The 49th Parallel“, singt k.d Lieder von Neil Young, Joni Mitchell, Bruce Cockburn, Leonard Cohen, Ron Sexsmith und Jane Siberry und präsentiert das große Land nördlich des 49. Breitengrades so natürlich von seiner besten Seite. „Ich bin mir nicht sicher, wie groß die Gemeinsamkeiten zwischen den kanadischen Songschreibern sind“, zweifelt sie, „aber ganz bestimmt gibt es da etwas in unseren Stimmen, das uns verbindet: Die langen Töne, das sparsame Vibrato, die Schlichtheit im Ausdruck und die Weite in den Texten das sind Verweise auf die Geografie des Landes, auf die Größe und Offenheit, die sich natürlich auch in den Melodiebögen und Interpretationen wiederfindet.“ So spricht nun doch nur eine Sängerin.

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