Am Ende Der Gewalt

ab 27. November im Kino

Mit seinem Geniestreich JFunny Games“ hat Michael Haneke die Gewaltdiskussion im Kino auf eine neue Ebene gehoben. Auch Wenders verweigert sich der direkten Gewaltdarstellung auf der Leinwand – nur verzahnt er seine Story, anders als der Österreicher, mit einer globalen Medienkritik. „Big Brother is watching you“: Orwell wußte, wovon er schrieb. Wenders‘ Alptraum: Mit einem riesigen, vernetzten System von Fernsehkameras werden alle Schritte der Bewohner beobachtet und aufgezeichnet. Die Vision der Mächtigen ist es, dadurch schon die Ansätze von Gewalt im Keim zu ersticken.

Für das FBI testet der frühere Nasa-Wissenschaftler Ray Bering (Gabriel Byrne) in einem Observatorium von Los Angeles das neue Kontrollsystem. Dabei wird er indirekter Tatzeuge eines Überfalls auf den Hollywood-Produzenten Mike Max (Bill Pullman), der Karriere mit Action-Thrillern gemacht hat. Mikes Ehefrau Paige (Andie MacDowell), die sich von ihm scheiden lassen möchte, verfolgt das brutale Ereignis am Handy ebenfalls. Die Zuschauer sehen den Überfall aus der Sicht Berings mit den Augen der Kameraaber nur schemenhafte Gestalten in grobkörnigen und dunklen Bildern. Merke: Distanz ist für Wenders der erste Schritt zur Wahrheit.

Die Gangster sind tot, Mike überlebt und versteckt sich aus Angst vor weiteren Anschlägen bei mexikanischen Immigranten. Paige vergnügt sich derweil mit einem Rapper, und der Detective (Loren Dean), der den verschwundenen Produzenten finden soll, verliebt sich in eine Stuntfrau (Tracy Lind) aus Mikes Atelier. Wenn der Film am Ende zerbröselt und uns hängen läßt, fragt man sich: Was wollte Wenders beweisen? Bedeutet die Verweigerung einer ständigen Kontrolle die Akzeptanz von Gewalt? Oder ist alles nur ein riesiger Kino-Mythos, was die vielen Zitate und Anspielungen zu belegen scheinen?

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