Arne Willander schaut fern: „Being The Ricardos“ – das Sitcom-Paar Lucille Ball und Desi Arnaz

Amerikas Sweethearts der Fünfziger: Aaron Sorkins Film „Being The Ricardos“ und eine Dokumentation beleuchten das Sitcom-Paar Lucille Ball und Desi Arnaz

Bei der der Oscarverleihung erlaubte sich die Moderatorin Amy Schumer eine Klatsche gegen den Drehbuchautor und Regisseur Aaron Sorkin: Mit „Being The Ricardos“ sei ihm etwas Unmögliches gelungen, ein Film über Lucille Ball, in dem nicht ein einziger witziger Satz vorkomme. Sorkin hat die Dialoge so gedrechselt, dass die von Nicole Kidman maskenhaft gespielte Komödiantin mit unwahrscheinlicher Schlagfertigkeit papierene Pointen schleudert. Javier Bardem als ihr Ehemann Desi Arnaz, geboren auf Kuba, pariert ähnlich geistesgegenwärtig.

Ball und Arnaz spielten und produzierten in den 50er-Jahren „I Love Lucy“, die erfolgreichste amerikanische Sitcom jener Zeit. Sorkin dramatisiert den Plot, indem er Balls Unterschrift auf einem Mitgliedsantrag der Kommunistischen Partei in den 30er-Jahren (ihr Großvater war ein rechtschaffener Arbeiter) ins Zentrum der Erzählung stellt. Die Ad-hoc-Romanze zwischen der B-Movie-Darstellerin Ball und dem singenden Congaspieler Arnaz imaginiert er genüsslich in schönster Technicolor-Ironie, und die Eifersüchteleien zwischen Produzenten und Autoren und die Kämpfe mit den Sponsoren (Ball ist schwanger!) zeigt „Being The Ricardos“ in künstlichen Kulissen und in raffiniert formulierten Aperçus wie in einem Film aus der Eisenhower-Zeit, in der er ja spielt.

Lucille Ball war Mitte dreißig und spielte Nebenrollen in Hollywoodfilmen, als sie 1951 fürs Fernsehen entdeckt wurde. In Amy Poehlers Dokumentarfilm „Lucy And Desi“ bei Amazon Prime erzählen ihre Tochter Lucie, Wegbegleiter und Filmhistoriker von der fabelhaften Schauspielerin, die als gutmütige Knallcharge unwiderstehlich hemdsärmelig war. Desi Arnaz, Produzent der Sendung und Präsident der gemeinsamen Firma Desilu Productions, litt darunter, dass seine Arbeit angeblich nicht gewürdigt wurde. 1960 verließ er das Unternehmen – das die Serie „Star Trek“ produzierte –, Lucille leitete es bis zum Verkauf 1967. Sie blieb das Vorbild für Komödiantinnen wie Bette Midler und trat bis in die 80er-Jahre auf.

Dass Lucille nicht nur in „I Love Lucy“ das Sagen hatte, suggeriert Aaron Sorkins Film. In Amy Poehlers Dokumentation hat sie den Humor und Arnaz die Verantwortung, darüber wurde er mürbe. Lucille und Desi trennten sich 1960 und blieben Freunde. Einen Tag vor Desis Tod war sie die letzte Stimme am Telefon.

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