Auch mit dem neuen Projekt OP 8 bleibt HOWE GELB konsequent unverbindlich

Giant Sand können öde sein und amorph, wenn sie nicht konzentriert zu Werke gehen, die Intuition schleifen lassen und ihrem ohnehin nicht sonderlich strukturierten Material die Aufmerksamkeit verweigern. Wenn sie nicht Band sind, sondern sich als Projekt gefallen. Howe Gelb legt dann immer eine Selbstgefälligkeit an den Tag, die an Autoerotismus grenzt. Daran ist gewiß nichts auszusetzen, es ist seine Musik – und Giant Sand-Fans, man weiß das ja, sind nun mal ganz vernarrt in diesen Schlaks und finden viel Ergötzliches im Unverbindlichen.

Ärgerlich ist indes, wenn sich Gelb zu anderen Künstlern auf die Bühne gesellt, was er oft und gern tut. Warum die Kollegen das dulden und den omnipräsenten Jam-Bruder nicht selten noch dazu ermuntern, entzieht sich der Kenntnis. Als sich Howe Gelb vor neun Monaten anläßlich seiner gemeinsamen Tour mit Bob Neuwirth (ein, ähem, „Projekt“) aber permanent in dessen Songs einfädelte und Neuwirth mit ebenso lautem wie lustlosem Geklimper aus dem prekären Gleichgewicht brachte, riß mir lautstark der Geduldsfaden: „Show some respect, asshole!“

„Du warst das also“, sagt Gelb und strahlt mich an wie ein Honigkuchenpferd. „Ich glaube, Deine Erwartungen waren einfach zu hoch.

Diese Dates waren wirklich locker und informell, es ging nicht um letzte Wahrheiten. Ich würde im Gegenteil sagen, daß wir manchmal zu gut und zu flüssig zusammengespielt haben. Wenn etwas zu perfekt wird, verliere ich eben rasch das Interesse. Holy shit, entfährt es mir. Joey Burns kichert, John Covertino lächelt gewinnend. Nettere Jungs als dieses Dreigespann aus Tuscon in Arizona gibt es wohl nirgends auf der Welt.

Das meint wahrscheinlich auch Lisa Germano. Die Fiedlerin und Sängerin aus New-Age-Folktown hat sich mit den drei Wüstensöhnen auf ein, richtig, Projekt eingelassen, das sie OP 8 nennen. Was hat sie zusammengeführt?

„Es schien einfach eine gute Idee“, sagt Howe, „und darüber lange nachzudenken, bringt nichts. Man muß es einfach tun.“ Aha, interessant. Mehr läßt sich letztlich über das Album „Slush“ auch nicht sagen. Oder vielleicht doch: Gibt es einen besonderen Grund für das Neil Young-Cover?

„Round And Round“, antwortet Joey, sei halt wirklich ein schöner Song. Keine Einwände. Und was ist mit „Sand“? Seid ihr Fans von Lee Hazlewood? Auch nicht. „Irgendwie“ offeriert Gelb, „war die Zeit dafür da, und die Stimmung war entsprechend.“ Oh, Mann.

Letzter Versuch: Was sagt uns das Jazz-Instrumental, das dem Projekt den Namen gab und klingt, als hätte Dave Brubeck seinen Mitmusikern aus Daffke einen Arm auf den Rücken gebunden und sie einarmig spielen lassen. Darüber müssen sie herzlich lachen, und Joey Burns meint, der Track sei nicht so konzipiert gewesen, sondern habe sich aus einer spontanen Session heraus entwickelt. Locker… informell™ Stimmung-. Projekt. Ich höre nicht mehr hin.

Die Käseschnittchen sind lukullisch, es gibt Kiwis und Erdbeeren, Howe liest mir mein chinesisches Horoskop vor. Die Glieder werden schwer…

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