Belle & Sebastian

München leuchtet nicht, München regnet. Den Besucher aus dem Norden stört das nicht, und des obligatorischen Taxifahrers obligatorische Bemerkung „Zua Wies’n brauch ma des net“ quittiert er mit einem geheuchelten „Na“. Denn das Leuchten kommt ja von innen, es kommt aus der Musik, und bestimmt kommt es aus der Musik von Belle & Sebastian.

Das sagenumwobene Schotten-Oktett gibt an diesem Abend ein einziges Konzert in Deutschland, und zwar auf der sogenannten Praterinsel in der sogenannten Likörfabrik. Das „Aktionsforum Praterinsel“ oder so etwas fand Belle & Sebastian kunstsinnig genug dafür, die aufgeregte Plattenfirma sowieso. Denn von dieser, man mag ja kaum sagen: Band spricht im Augenblick jeder, der von Pop ein wenig verstehen wüL auch wenn manch einer in der Likörfabrik fragt: „Wer sind die denn? Und was machen die eigentlich?“ Da hakt die Antwort: Folk-Pop wohl, feinziselierte Melodien, ätherische Gesänge über eher Unbestimmtes, idiosynkratische Instrumentierung.

So strömt die in-crowd in das geweißelte Gewölbe, kein Bierkeller, aber auch kein Musentempel. Das Bier ist schon alle, als ein lustiger Haufen aus Australien lustig die Jingle-Jangle-Gitarren bearbeitet – mancher argwöhnt, die Burschen seien vom Oktoberfest herübergekommen. Wie auch Teile des Publikums, das hinter der automatischen Schiebetür Bescheidwissen und Adabei signalisiert. Jeden Moment erwartet man den Auftritt von Helmut Dietl und Vroni oder wenigstens Uli Hoeneß.

Belle & Sebastian schleichen auf die Bühne, als gehörten sie dort nicht hin, und greifen dann so behutsam in die Instrumente, daß es nur ein allerdings intensives Wispern ist. Wenige Songs von „Tigermilk“ und „If You’re Feeling Sinister“ wechseln mit wenigen Songs von „The Boy With The Arab Strap“ und den wenigen fabelhaften Singles, „Lazy Line Painter Jane“ etwa, die dem Ensemble den Ruf von scheuen Wunderwesen einbrachten. Ein reges Kommen und Gehen auf der Bühne, hie eine Orgel, da eine Trompete, und manchmal hebt Stuart Murdoch sogar die Stimme ein wenig. Rock ist es nicht.

Plötzlich aber ist alles vorbei. Kein Zaudern, Licht an – und man versteht auf einmal, warum an der Eingangstür dieser Zettel hing: „No photographs at all please“.

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